Intel hält an TV-Plänen fest

Den Angaben eines Intel-Managers zufolge will der Chiphersteller noch in diesem Jahr eine Settop-Box für Video on Demand und Live-TV auf den Markt bringen. Beobachter sind skeptisch.

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Von
  • Nico Jurran

Der US-amerikanische Chiphersteller Intel will noch in diesem Jahr eine Settop-Box vorstellen, die neben Video-on-Demand auch Live-TV-Streams bieten soll. Dies gab Intel-Manager Erik Huggers auf der AllThingsDigital-Konferenz "Dive into Media" bekannt. Intel würde mit der Box in Konkurrenz zu Geräten wie AppleTV oder GoogleTV treten. Tatsächlich sollen in der zuständigen Media-Abteilung des Unternehmens bereits viele ehemalige Mitarbeiter von Apple, Netflix und Google arbeiten.

Bereits vor einem Jahr hatte das Wall Street Journal berichtet, Intel arbeite an einer Art "virtuellem Kabel-Betreiber" mit einem Abo-Angebot an US-Fernsehkanälen. Laut aktuellen US-Medienberichten will Intel Programminhalte einzeln oder in kleinen Paketen anbieten; TV-Anbieter schnüren gerne große Bündel aus attraktiven und weniger attraktiven Sendern. Auch Nachfrage soll Huggers erklärt haben, mit Inhaltelieferanten in Gesprächen zu stecken, aber noch keine Verträge abgeschlossen zu haben.

Kritiker bezweifeln allerdings, dass Intel tatsächlich Verträge mit den Inhalteproduzenten zu annehmbaren Konditionen schließen kann. Apple ist es erst nach langen Verhandlungen gelungen, HBO für sein AppleTV zu gewinnen, Google hatte bei GoogleTV sogar mit dem massivem Widerstand der TV-Sender zu kämpfen.

Als besonderes "Highlight" soll die Box über eine eingebaute Kamera verschiedene Zuschauer unterscheiden und deren jeweilige Sehgewohnheiten erfassen können. Zweck dieser Übung ist einerseits die zielgerichtete Auslieferung passender Filme und Serien. Andererseits soll aber auch zum jeweiligen Zuschauer passende Werbung abgespielt werden. Bislang ist nicht klar, wie sich die Box verhält, wenn mehrere Personen gleichzeitig vor dem Fernseher sitzen beziehungsweise Zuschauer hinzukommen oder den Raum verlassen. Hieran waren ähnliche Konzepte gescheitert.

Die Idee, das Wohnzimmer zu erobern, ist bei Intel nicht neu: Der CPU-Gigant versucht schon seit Jahren, einen Fuß in die Wohnzimmer-Tür zu bekommen. So ließ er zur CES 2006 sein "Viiv"-Konzept vom Stapel, das nicht nur auf einen Wohnzimmer-Computer setzte , sondern auf eine komplette Infrastruktur für digitale Unterhaltung. Um die Attraktivität zu steigern, wollte sich Intel selbst um kompatible Inhalte und schließt möglichst exklusive Verträge mit der Medienindustrie kümmern.

Im Vorfeld der CES 2011 preiste Intel dann den nur mit den Prozessoren der damals neuen Core-Generation nutzbaren Video-Service "Intel Insider" an. Über den Dienst soll man Hollywood-Blockbuster in Full-HD parallel zum Blu-ray-Start bekommen. Als Partner wurden damals CinemaNow, Dixons Retail, Hungama Digital Media Entertainment, Image Entertainment, Sonic Solutions und Warner Bros. Digital Distribution genannt. (nij)