Schwacher europäischer Automarkt – Hoffnung für Opel?

Die Talfahrt auf Europas Automärkten geht weiter. Ausgerechnet Opel allerdings könnte aus dem schlechtesten Januar seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990 neue Hoffnung schöpfen: Gegen den Trend legten deren Neuzulassungen um fast 5 Prozent zu

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Von
  • Florian Pillau

Die Talfahrt auf Europas Automärkten hat auch zum Start des neuen Jahres kein Ende gefunden – aber Hoffnungen für eines der größten Sorgenkinder geweckt. Im Januar landeten die Neuzulassungen in der Europäischen Union bei einem neuen Rekordtief von gut 885.000 Autos. Im Vergleich zum ohnehin schon schwachen Jahresauftakt 2012 bedeutete das ein weiteres Minus von 8,7 Prozent, wie der europäische Branchenverband ACEA am Dienstag mitteilte.

Der Opel Adam verkauft sich überdurchschnittlich gut ...

(Bild: Opel)

Aber ausgerechnet die taumelnde General-Motors-Tochter Opel könnte aus dem schlechtesten Januar seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990 neue Hoffnung schöpfen: Gegen den Trend legten deren Neuzulassungen um fast 5 Prozent zu. Zusammen mit der Schwestermarke Vauxhall überholte Opel sogar die ebenfalls angeschlagene französische Konkurrenz von Peugeot und Renault. Deren Kernmarken verloren zweistellig und landeten mit gut 55.900 Autos (Renault), beziehungsweise gut 54.800 Wagen (Peugeot) hinter Opel mit gut 58.600 Autos.

... und mit dem Mokka hat Opel gleich den zweiten Hoffnungsträger im Markt.

(Bild: Opel)

Mit neuen Modellen wie dem Klein-SUV Mokka oder dem City-Flitzer Adam will Opel 2013 seinen Anteil auf dem schrumpfenden Markt zumindest stabilisieren. Alleine für den Mokka gibt es laut Unternehmen schon mehr als 80.000 Vorbestellungen. Im Januar stieg der Marktanteil sogar von 5,8 auf 6,6 Prozent. Mit weitem Abstand bleibt aber Volkswagen der größte Hersteller – auch wenn dessen Kernmarke VW im Januar ähnlich stark verlor wie Renault und Peugeot. Mit gut 108.700 Wagen verkauften die Wolfsburger in der EU aber fast doppelt so viele Autos wie die schärfsten Rivalen. Nimmt man alle Töchter mit ins Boot, stammte jeder vierte neu zugelassene Pkw aus dem Konzern.

Im Gegensatz zur Volkswagen-Tochter Audi, deren Absatz um knapp 2 Prozent schrumpfte, legten die anderen deutschen Oberklasse-Hersteller im Januar zu: BMW brachte knapp 7 Prozent mehr Autos auf die Straße, der Rivale Daimler legte um fast 4 Prozent zu. Bei beiden Konzernen konnten vor allem die Kernmarken BMW und Mercedes-Benz kräftig zulegen. Dagegen verloren die Klein-Marken Mini und Smart Käufer.

Gegen den Trend wuchs auch die koreanische Marke Kia, die gut 7 Prozent mehr Autos absetzte. Der Mutterkonzern Hyundai – 2012 noch einer der größten Überflieger auf dem Markt – verlor dagegen leicht. Europa-Vizechef Alan Rushforth hatte 2013 als Übergangsjahr angekündigt, in dem vor allem der Marktanteil der Koreaner stabil gehalten werden soll. Im Januar kletterte der aber sogar leicht.

Kräftig Federn lassen musste dagegen der weltgrößte Autobauer Toyota, der fast 17 Prozent weniger Fahrzeuge verkaufte. Am meisten litt aber Ford unter dem schrumpfenden Markt: Beim US-Hersteller brachen die Neuzulassungen um ein Viertel von rund 80.000 auf gut 60.000 Autos ein. Auch der Fiat-Konzern verlor im zweistelligen Prozentbereich, wobei die Kernmarke aber nur leicht nachgab.

Beim Blick auf die größten EU-Länder konnte nur Großbritannien mit einem kräftigen Plus bei den Neuzulassungen glänzen. Mit gut 143.600 neu zugelassenen Autos ist das Land unter dem Union Jack mittlerweile zweitgrößter Absatzmarkt in der EU. Auf dem Festland regierte hingegen zum wiederholten Male Tristesse: Auf dem größten Markt Deutschland sackten die Verkäufe um knapp 9 Prozent auf rund 192.000 neu zugelassenen Fahrzeuge ab. Unterdessen schrumpfte der spanische Markt durch die Auswirkungen der Staatsschuldenkrise mittlerweile so stark, dass dort im Januar weniger Autos verkauft wurden als in Belgien – obwohl das Land viermal so viele Einwohner hat.

Gut aufgestellt sind nur solche Hersteller, die sich außerhalb Europas eine breite Basis geschaffen haben. Vor allem in den größten Einzelmärkten China und den USA geht es derzeit kräftig bergauf. Im bevölkerungsreichsten Land der Erde explodierten die Verkäufe nach Zahlen des deutschen Branchenverbandes VDA mit einem Plus von 59 Prozent regelrecht. Das lag aber zu einem guten Stück daran, dass das Neujahrsfest dieses Jahr in den Februar fällt und der Januar damit deutlich mehr Verkaufstage zählte als 2012. (dpa) (fpi)