Dell beschuldigt Philips der Preisabsprachen

Dem Röhrenzeitalter sind wir längst entwachsen – aus finanzieller Sicht scheint es hier aber noch einige Nachwehen zu geben. Aktuell beschuldigt Dell den niederländischen Röhrenhersteller Philips der früheren Kartellbildung und fordert Entschädigung.

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Dell beschuldigt Philips und andere Unternehmen der Preisabsprachen bei Kathodenstrahlröhren. Die Niederländer sollen zwischen 1995 und 2007 den freien Wettbewerb bei Röhrenmonitoren und Fernsehern durch konspirative Absprachen von Preise, Produktionskapazitäten und Marktanteilen behindert haben, so die Klage von Dell.

CRTs werden heute zwar kaum noch genutzt, etwaige Gewinneinbußen durch ehemalige Preiskartelle aber weiterhin gerichtlich eingeklagt.

Angeblich hätten dafür seit 1995 über 500 Treffen zwischen Vertretern von CRT-Herstellern aus Südkorea, Taiwan, China, Thailand, Großbritannien und Europa stattgefunden. Dell fordert nun eine finanzielle Entschädigung für das durch die Absprachen seinerzeit entgangenen Geschäft, berichtet Bloomberg.

Preisabsprachen scheinen im Displaybereich nicht unüblich. So hatte vergangenes Jahr die EU-Kommission mehrere namhafte Elektronikkonzerne – darunter Philips, Panasonic, Samsung und Toshiba – ebenfalls der Bildung von Bildröhrenkartellen beschuldigt und ihnen eine saftige Strafe über 1,47 Milliarden Euro aufgebrummt.

Auch im Bereich der Flachbildschirme sind solche Kartelle in der Vergangenheit aufgeflogen. So wurde gegen sechs LCD-Hersteller im Jahr 2010 wegen Kartellbildung und Preisabsprachen eine Strafe von knapp 650 Millionen Euro verhängt. Ein US-Gericht verdonnerte den taiwanischen LC-Hersteller AU Optronics vergangenes Jahr zur bisher saftigsten Geldstrafe in Höhe von 500 Millionen US-Dollar (seinerzeit 385 Millionen Euro) – andere LCD-Hersteller wie Samsung und Sharp hatten sich zuvor mit der US-Justiz auf einen Vergleich geeinigt und waren dadurch etwas billiger weggekommen.

Michael Dell will die von ihm 1984 gegründete Firma mit Hilfe von Investoren übernehmen und von der Börse nehmen. Dann plant er einen radikalen Umbau des Computer-Herstellers. Allerdings sprechen sich immer mehr große Anteilseigner wie der US-Vermögensverwalter Southeastern Asset Management und die Investmentfirma T. Rowe Price gegen die Pläne des Dell-Gründers aus. Sie finden den 24,4 Milliarden Dollar schweren Deal unterbewertet.

Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg brauchen Michael Dell und seine Partner nach Abzug seines Anteils nur eine Mehrheit von rund 14 Prozent. Demnach müssten die Gegner der Übernahme schon deutlich über 40 Prozent kommen, um sie zu kippen. (uk)