Geringes Interesse an Selbständigkeit

Davon, endlich sein eigener Chef zu sein, träumen immer weniger Menschen. Das zeigt jedenfalls die Statistik: die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen geht weiterhin stark zurück.

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Von
  • Marzena Sicking

Der Großteil der berufstätigen Bevölkerung in Deutschland ist lieber Angestellter und höchstens aus der Not heraus selbständiger Unternehmer. Das zeigt die aktuelle Statistik des IfM Bonn. Demnach ist die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen in Deutschland im Jahr 2012 erneut stark zurückgegangen. Es wurden 51.000 beziehungsweise 12,8 Prozent weniger Unternehmensgründungen verzeichnet. Die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen lag nur noch bei etwa 350.000, so die Schätzungen des IfM Bonn auf Basis der bereits vorliegenden Zahlen für den Zeitraum Januar bis November 2012.

Der erschwerte Zugang zum sogenannten Gründungszuschuss ist aber nicht schuld daran, er hat die Entwicklung höchstens noch beschleunigt. Denn das Interesse an der eigenen Firma schwindet bereits seit 2005, eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Wie die Statistik des IfM zeigt, sank die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen im ersten Halbjahr 2012 um 11,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, im zweiten Halbjahr schon um 14,3 Prozent. Der Rückgang hat sich also weiter beschleunigt.

(Bild: IfM Bonn)

Einen Grund für diese Entwicklung sehen die Analysten in der anhaltend guten Lage auf dem Arbeitsmarkt. Ein sicheres Einkommen, bezahlte Urlaubs- und Krankentage sind den meisten Berufstätigen lieber als die unsichere Zukunft als Unternehmer.

Besonders stark ist der Rückgang bei den Gründungen im Kleingewerbe, hier waren es 15,9 Prozent weniger als 2011. Typischerweise werden hier besonders oft Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus getätigt. Bei den so genannten Betriebsgründungen von Hauptniederlassungen ist hingegen lediglich ein Rückgang um 7,4 Prozent zu verzeichnen. Es handle sich um deutlich substanzhaltigere Gründungen, deren Anteil seit einigen Jahren sogar steigt, was volkswirtschaftlich zu begrüßen sei.

Der Einbruch des gewerblichen Gründungsgeschehens in Deutschland wäre noch drastischer ausgefallen, wären da nicht die ausländischen Staatsangehörigen: ihre Firmengründungen in Deutschland haben den Absturz der Zahlen etwas abgemildert.

Immerhin gibt es aber noch gute Nachrichten: Denn auch die Zahl der gewerblichen Liquidationen ist im vergangenen Jahr gesunken und zwar von 383.300 im Jahr 2011 auf 376.400 im Jahr 2012. Das ergibt für das vergangene Jahr einen negativen Gründungssaldo (Differenz aus Gründungen und Liquidationen) von rund 26.400. Das ist das zweite negative Ergebnis seit Mitte der 1970er Jahre. (gs)
(masi)