Frequenzvergabe: Österreichs Regulierer will zurück zu mehr Wettbewerb

Mit der größten österreichischen Frequenz-Versteigerung aller Zeiten soll der Mobilfunk-Wettbewerb neu angekurbelt werden. Angesichts des niedrigen Preisniveaus ist offen, ob sich ein neuer Anbieter findet.

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Die österreichische Telekom Control Kommission (TKK) hat im Amtsblatt zur Wiener Zeitung Frequenznutzungsrechte für Mobilfunk-Anbieter ausgeschrieben. Im September sollen 28 Blöcke zu je 2  × 5 MHz in den Bereichen 800 MHz, 900 MHz und 1800 MHz versteigert werden. Noch nie wurde in Österreich so viel Spektrum auf einmal angeboten. Die TKK hofft auf bessere Breitband-Versorgung in ländlichen Regionen und möchte gleichzeitig den Wettbewerb wieder ankurbeln. 2 × 10 MHz im 800-MHz-Block sind für einen Neueinsteiger reserviert.

Ursprünglich war die Vergabe schon für September vergangenen Jahres geplant. Doch der Verkauf von Orange Austria an Mitbewerber 3 (Hutchison 3G Austria) machte eine Verschiebung erforderlich. Um die wettbewerbsrechtliche Genehmigung für die "Marktbereinigung" zu erwirken, musste sich 3 verpflichten, einen potenziellen Neueinsteiger zu unterstützen. Sollte jemand anderer als A1, T-Mobile und 3 bei der geplanten Auktion Frequenzrechte ersteigern, hätte dieser Neuling das Recht, bei 3 einkaufen zu gehen: Frequenzspektrum von Orange im 2,6-GHz-Band, ein Teil der Orange-Sendemasten und nationales Roaming im Netz von 3 stünden ihm zu.

Trotzdem dürfte es schwierig sein, sich als neuer Netzbetreiber zu behaupten. Das österreichische Preisniveau ist im internationalen Vergleich nämlich sehr niedrig. Am ehesten kommen noch die beiden verbliebenen überregionalen Internet-Provider in Frage: UPC und Tele2 – vorausgesetzt, deren Mutterkonzerne stemmen die erhebliche Investition. UPC plant zumindest, ab nächstem Jahr Mobilfunkdienste als Untermieter (MVNO) im 3-Netz anzubieten.

Das Mindestgebot für den für einen Neuling reservierten Frequenzbereich beträgt 45,6 Millionen Euro. Die Summe aller Einstiegsgebote beläuft sich auf rund 526 Millionen Euro. Ein kompliziertes, mehrstufiges Versteigerungsverfahren erfordert ausführliche Vorbereitungen und Planspiele der Teilnehmer.

Während der 800-MHz-Bereich sofort zur Verfügung steht, werden das gesamte 900-MHz-Band und fast das gesamte 1800-MHz-Band noch für GSM genutzt. Die letzten bestehenden GSM-Nutzungsrechte laufen Ende 2019 aus. Sollten alter und neuer Inhaber nicht identisch sein oder sich irgendwie einigen, müsste der Erwerber also abwarten, bis bestimmte Frequenzen frei werden.

450 MHz – wer will nochmal?

Bereits im Juni möchte die TKK Frequenzrechte im 450-MHz-Band an den Mann bringen. Dieser 2 × 4,44 MHz schmale Bereich wurde einst für analogen Mobilfunk (NMT) genutzt und liegt seit 1997 brach. 2006 ersteigerten T-Mobile und Green Network die Nutzungsrechte, gaben sie 2008 aber wieder zurück, um Strafzahlungen zu entgehen: Sie hatten gar kein Netz errichtet und damit die Versorgungsauflagen nicht erfüllt.

Im gleichen Jahr schrieb die Behörde die Frequenzen neu aus, lockte damit aber keinen einzigen Interessenten an. Knapp fünf Jahre später folgt nun ein neuer Anlauf. Diesmal wird das Frequenzband in 21 Häppchen zu je 2 × 200 KHz aufgeteilt. Das Mindestgebot beträgt je 17.000 Euro, in Summe also 357.000 Euro. 2006 hatten T-Mobile und Green zusammen noch fast sechs Millionen Euro gezahlt. (jk)