Sexismus-Debatte nach Witzen auf der PyCon

Eine Besucherin der PyCon in Kalifornien hat sich durch zweideutige Witze männlicher Konferenzteilnehmer belästigt gefühlt und die zwei Entwickler auf Twitter angeprangert – mit ernsthaften Konsequenzen für zumindest einen der Männer.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Olaf Göllner

Auf der Python-Konferenz PyCon in Santa Clara (US-Bundesstaat Kalifornien) ist es am Wochenende zu einem Vorfall gekommen, an dem sich eine Debatte über Sexismus in der IT-Szene entzündet hat. Die Entwicklerin Adria Richards hatte sich von zweideutigen Witzen zweier im Publikum hinter ihr sitzenden Konferenzteilnehmer belästigt gefühlt. Sie machte ein Foto von den beiden Männern und veröffentlichte es zusammen mit einer Bemerkung zur sexuellen Konnotation der Witze auf ihren Twitter-Account. Einen der beiden Männer hat die Affäre offenbar inzwischen den Job gekostet. Auch Richards wurde gekündigt; sie sieht sich zudem üblen Beschimpfungen ausgesetzt.

Die beiden Entwickler waren Berichten zufolge für die Firma PlayHaven auf der Konferenz. Auf der Webseite HackerNews erklärt ein Teilnehmer unter dem Pseudonym "mr-hank", er sei einer der beiden betroffenen Entwickler und habe wegen des Vorfalls seinen Job verloren. Er bitte für seine Äußerungen um Entschuldigung, wenn sie jemanden verletzt hätten. Er habe jedoch nur Witze über "prächtige Dongle-Hardware" und nicht (wie von Frau Richards behauptet) auch Anzüglichkeiten über das "forken von GitHub-Repositories" gemacht.

Richards wird im Rahmen der Debatte in sozialen Netzwerken und auf ihrer Webseite (derzeit nicht erreichbar) vorgeworfen, selbst auch zweideutige Witze zu verbreiten. Die Veröffentlichung des Fotos und die öffentliche Kritik an den beiden Entwicklern hält Richards für gerechtfertigt. Ihrer Meinung nach versperren solche Männer vielen Frauen den Zugang zu einer Karriere in der IT-Branche.

Update 18:30 Uhr:

Inzwischen hat offenbar auch Adria Richards über diese Affäre ihren Job verloren. Der E-Mail-Dienstleister Sendgrid teilte auf Twitter und Facebook mit, dass der Vertrag mit Richards mit sofortiger Wirkung gekündigt worden sei, ohne auf die Gründe näher einzugehen. Weitere Informationen sollen aber folgen. "Wir haben Maßnahmen ergriffen, von denen wir glauben, dass sie den Interessen von Sendgrid, seinen Mitarbeitern und unseren Kunden am besten dienen", schreibt das Unternehmen, dass sich angesichts der "öffentlichen Natur" des Vorgangs gezwungen sah, zu handeln. Die Web- und Mail-Server des Unternehmens sind derzeit DDoS-Angriffen ausgesetzt.

Update 22.03., 13:00 Uhr:

Inzwischen hat Sendgrid-CEO Jim Franklin erklärt, weshalb Adria Richards die Kündigung ausgesprochen wurde. Durch ihren Twitter-Kommentar und die Veröffentlichung des Fotos sei eine Grenze übertreten worden. Die öffentliche Bloßstellung der beiden Entwickler war aus Sicht von Sendgrid keine angemessene Art mit der Situation umzugehen. Auch der Chef des von Playhaven gefeuerten Entwicklers hat sich inzwischen zu den Vorgängen geäußert. (ogo)