HP-Aufsichtsrat berät über Stellenabbau

Die Arbeitnehmer bei Hewlett-Packard Deutschland geben den Kampf gegen den geplanten Stellenabbau nicht auf. Das Thema beschäftigt auch den Aufsichtsrat. Auch in den USA herrscht Trubel im Verwaltungsrat.

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  • dpa

Der geplante Stellenabbau bei Hewlett-Packard (HP) wird in einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats der deutschen Tochterfirma diskutiert. Die Arbeitnehmerseite habe die Gespräche initiiert, erklärte Johannes Katzan von der IG Metall. Nach Plänen des US-Konzerns soll der Standort Rüsselsheim mit gut 1100 Mitarbeitern Ende Oktober schließen. 850 Stellen sollen ganz gestrichen werden, etwa 250 IT-Spezialisten könnten zum Autobauer Opel zurückkehren. HP kämpft mit der Flaute im PC-Geschäft aufgrund steigender Beliebtheit von Tablet-Computern und Smartphones.

Ein Sprecher der deutschen Zentrale betonte allerdings, die Schließung von Rüsselsheim habe mit dem schwächelnden PC-Geschäft nichts zu tun. Im Rahmen der weltweiten Neuausrichtung des IT-Dienstleistungsgeschäfts sollen ihm zufolge unter anderem Lieferstrukturen optimiert und Kosten gesenkt werden. Die Arbeit der wegfallenden Stellen werde künftig zu einem Großteil von Mitarbeitern im EU-Raum erbracht. Die Arbeitnehmerseite fordert dagegen ein Zukunftskonzept für das Geschäft mit IT-Dienstleistungen. Die Mitarbeiter in Rüsselsheim sind derzeit in diesem Bereich tätig.

Der IT-Konzern befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden Umbau. HP leidet darunter, dass insbesondere die Privatkunden mittlerweile gerne zu einem Tablet-Computer greifen oder sich fürs Surfen im Internet mit ihrem Smartphone begnügen. Doch selbst das eigentlich verlässliche Geschäft mit Firmenkunden war zuletzt weltweit rückläufig. Um sich den neuen Realitäten zu stellen, baut Hewlett-Packard groß um. Dabei bleiben 29.000 Mitarbeiter weltweit auf der Strecke, das ist fast jeder zehnte Beschäftigte. In Deutschland gehen insgesamt 1300 von einst 10.300 Jobs verloren.

Auch im US-Konzern rumort es: Die HP-Aktionäre haben klar gemacht, dass sie mit der Arbeit des Verwaltungsrats unzufrieden sind. Der derzeitige Vorsitzende, Ray Lane, wurde bei der Hauptversammlung nur mit einer knappen Mehrheit von rund 59 Prozent wiedergewählt. Zwei weitere Verwaltungsratsmitglieder bekamen nur rund 55 Prozent der Stimmen, wie HP bekanntgab. Mehrere Großaktionäre hatten sich für deren Abwahl stark gemacht. Konzernchefin Meg Whitman wurde hingegen mit einer deutlichen Mehrheit von 98 Prozent als Mitglied des Verwaltungsrates bestätigt.

Die Aktionäre sind vor allem enttäuscht über die unglückliche Übernahme des britischen Software-Spezialisten Autonomy. Unter der Regie des damaligen Chefs Léo Apotheker zahlte HP über 10 Milliarden US-Dollar für Autonomy, inzwischen wurden 8,8 Milliarden Dollar auf den Zukauf abgeschrieben. Hewlett-Packard sieht sich von Autonomy-Gründer Mike Lynch getäuscht. Er weist die Vorwürfe zurück.

Die HP-Anteilseigner sind aber auch schon seit langem unzufrieden mit dem Verwaltungsrat, der mehr Vollmachten und strategische Befugnisse als die deutschen Aufsichtsräte hat. Der Aktienkurs stagniert, HP verliert an Boden in seinem Kerngeschäft mit Personal Computern und Druckern. Diese Märkte schrumpfen zudem auch noch schnell, während der Konzern bei den boomenden Smartphones und Tablets bislang wenig zu bieten hat. ()