Unterwegs auf der PyCon 2013

Santa Clara im amerikanischen Silicon Valley stand vom 13. bis 21. März ganz im Zeichen der Schlange: Neun Tage lang konnten sich interessierte Entwickler auf der internationalen Python-Konferenz PyCon US austauschen und ihre Gemeinschaft feiern.

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Von
  • Mike Müller
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Santa Clara im amerikanischen Silicon Valley stand vom 13. bis 21. März ganz im Zeichen der Schlange: Neun Tage lang konnten interessierte Entwickler auf der internationalen Python-Konferenz PyCon Tutorials, Vorträgen in verschiedenen Formaten und Entwicklungsrunden beiwohnen und so – ganz nebenbei – ihre Community feiern.

Die ersten beiden Tage waren für 32 dreistündige Tutorials reserviert. Etwa 1500 Besucher lauschten den Ausführungen der Experten, die sich thematisch von einfachen Einführungen in die Sprache bis hin zu fortgeschrittener Metaprogrammierung spannten.

Während hier Einblicke und Vertiefungen auf der Tagesordnung standen, beriet man andernorts über die Zukunft der Sprache und ihrer verschiedenen Implementierungen: Auf der Language Summit trafen geladene Entwickler der Referenz-Implementierung CPython (C) und den dazu kompatiblen Ausführungen Jython (Java), IronPython (.NET/C#) und PyPy (RPython) aufeinander. Zu den Themen, die auf dem Summit-Programm standen, zählten neue Möglichkeiten, Python-Programme zu verteilen und zu installieren, XML-Sicherheit in Python, bessere Unterstützung für asynchrone Programmierung und ein paralleler Python-Interpreter. Auch über Unterstützung von weniger bekannten Betriebssystemen und Architekturen, bessere Integration von in C geschriebenen Programmen, die Testwerkzeuge in der Standard-Bibliothek und Enum, einen neuen Datentyp, berieten die Entwickler.

Python 3.3 ist seit einiger Zeit verfügbar. An den folgenden drei Konferenztagen, die Vorträgen und Keynotes vorbehalten waren, war deshalb die Umstellung von Python 2 auf Python 3 allgegenwärtig. Trotz der großen Räume war es ratsam, bei Vorträgen bekannter Redner wie David Beazley, Alex Martelli oder Raymond Hettinger frühzeitig da zu sein, um einen Sitzplatz zu erwischen.

Die erste Keynote von Eben Upton, dem Gründer und Kurator der Raspberry Pi Foundation, behandelte die Entwicklung und Nutzung des Raspberry Pi. Der zigarettenschachtelgroße Computer ermöglicht das Entwickeln vieler neuer Anwendungen, da er nicht nur die Leistungsmerkmale eines kleinen Desktop- Computers besitzt, sondern sich auch durch seinen geringen Preis von ca. 40 Euro und die Anschlussmöglichkeiten für verschiedene Sensoren auszeichnet. Der Vortrag war für viele Zuhörer besonders interessant, da sich jeder Konferenzteilnehmer über einen Raspberry Pi freuen konnte– einige probierten gleich vor Ort im Programming-Lab aus, was sich damit alles anstellen lässt.

Guido van Rossum, seines Zeichens Python-Erfinder, stellte später die aktuelle Entwicklung der asynchronen Programmierwerkzeuge für Python 3.4 vor. Der neue, unter dem Codenamen Tulip entwickelte Standard baut auf den Erfahrungen aus Projekten wie Twisted, gevent und Stackless Python auf und ist so konzipiert, dass ihn langfristig all diese Projekte als Grundlage nutzen können. Angesichts der letzten Querelen über die Nutzung des Markennamens Python meldete sich auch Van Lindberg zu Wort: Der Chairman der Python Software Foundation (PSF) gab bekannt, dass die Stiftung mittlerweile alle Rechte für "Python" in Verbindung mit Software hält – auch in Europa.

Parallel zu den Vorträgen bot Open Space Gelegenheit, im Unkonferenzstil Diskussionen und informelle Vorträge abzuhalten. Im Anschluss an das Tagesprogramm, fanden zahlreiche Birds-of-Feathers-Treffen (BOF) statt, die häufig bis spät in die Nacht dauerten. Teilnehmer mit Interesse an speziellen Python- Bibliotheken, Eigenheiten oder Entwicklungstrends der Sprache konnten sich hier mit Gleichgesinnten austauschen.

Doch nicht nur bei den BOF-Treffen kamen Menschen zusammen, die sich bislang nur über den Bildschirm kannten: Während der letzten vier Konferenztage nutzten viele die Gelegenheit, ihre online geknüpften Kontakte durch gemeinsames Coden in Entwicklungs-Sprints zu festigen. Entwickler verschiedener Python-Projekten kamen in ihren Teams zusammen, um Tickets abzuarbeiten und so die Commits ihrer Repositories in die Höhe zu treiben.

Nicht im Programm vermerkt, aber trotzdem ganz wichtig, ist der so genannte Hall Way Track, der einfach das zufällige Gespräch mit anderen Teilnehmern auf den sehr langen Fluren des Konferenzgebäudes beschreibt. Hierbei ergeben sich immer wieder neue Anknüpfungspunkte, die neue Impulse und Einblicke liefern.

Während andere Gemeinschaften um Nachwuchs und Diversität ringen, handelt man in Python-Kreisen: Auf einer Education Summit im Rahmen der PyCon gab es Vorträge und Diskussionen über Python als erste Programmiersprache an Schulen und Universitäten. Doch beim bloßen Reden blieb es nicht: Katie Cunningham und Barbara Shaurette brachten Kindern und Jugendlichen bei "The Young Coder: Let's Learn Python" Python durch das Programmieren einfacher Spiele nahe. Der Raspberry Pi, den auch hier alle Teilnehmer erhielten, stachelte viele an, zu Hause weitere Schritte in die Welt des Programmierens zu machen.

In der PyCon 2013 Startup Row konnten sich außerdem wieder zwölf mit Risikokapital finanzierte Startups, deren Anwendung aus dem Web- oder Mobilbereich natürlich mit Python programmiert ist, präsentieren. Bezahlsysteme, Einkaufshelfer, Live-Fitness-Training über das Internet, Nothilferuf oder Datenanalyse sind nur einige Beispiele des breiten Spektrums, das die neuen Unternehmen abdeckten.

Um darüber hinaus die auf Programmierer-Konferenzen unterrepräsentierten Frauen zu fördern, arbeitete die Konferenzorganisation eng mit Initiativen wie den PyLadies, Women Who Code, CodeChix und der Ada Initiative zusammen. Die Arbeit solcher Gruppen sollte nicht unterschätzt werden, weshalb die PyLadies Nutznießer der diesjährigen Charity Auction waren. Am Ende kamen 10.000 US-Dollar zusammen, die helfen sollen, die Aktivitäten der Damen voranzubringen. Andere gemeinnützige Projekte unterstützte die Python-Community mit einem 5-km-Lauf, der 3000 US-Dollar einbrachte. Der PSF stockte den Betrag auf das Doppelte auf.

Python wächst – daran lässt die Konferenz keinen Zweifel. Die Anwendungspalette der Sprache umfasst anspruchsvollste wissenschaftliche Software und große Cloud-Computing-Systeme ebenso wie Einstiegsprogramme für Kinder. Es würde also nicht verwundern, wenn die nächste PyCon in Montreal (Kanada) ähnlich erfolgreich ausfiele. Interessierte können sich die Zeit vom 10. bis 17. April 2014 schon einmal freihalten.

Dr. Mike Müller

ist Geschäftsführer der Python Academy, eines auf Python spezialisierten Schulungsunternehmens. Er nutzt Python seit 1999 und gibt seit 2004 Kurse zum Erlernen der Sprache. (jul)