Hannover Messe: Weltraumroboter Justin putzt Fenster

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt präsentiert Justin, der nun auch für irdische Anwendungen fit gemacht werden soll.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Wer auf der Hannover Messe dem roten Teppich folgt, der die Besucher zu den Highlights der Automatisierung führt, kommt unweigerlich bei Justin vorbei, dem Roboterstar des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Ursprünglich wurde der mittlerweile mit zwei Armen ausgestattete Roboter für den Einsatz im Weltraum konzipiert, soll jetzt aber auch für irdische Anwendungen fit gemacht werden. An dem kleinen Stand (Halle 11, E70) steht das Fensterputzen im Vordergrund.

Roboter Justin am Stand des DLR kann sehr nachgiebig sein, wenn es sein muss.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

"Der Roboter findet und greift das Werkzeug völlig autonom", sagt Christoph Borst, der am DLR-Institut für Robotik und Mechatronik die Abteilung für Autonomie und Fernprogrammierung leitet. "Beim Putzen des Fensters sorgen Kraftsensoren dafür, dass mit dem richtigen Druck gewischt wird." Das Besondere an den Armen ist ihre Nachgiebigkeit, die über die Software geregelt wird. "Das hat den Vorteil, dass sie regelbar ist", so Borst. "Wir können stufenlos zwischen voller Steifigkeit und hoher Elastizität wählen, während eine mechanische Feder nur einen Wert hat."

Dass sich die Bewegungen des Roboters trotz der hohen Zahl von 52 Freiheitsgraden präzise kontrollieren lassen, haben die DLR-Forscher schon in zahlreichen Experimenten gezeigt, bei denen Justin etwa Bälle fängt, die ihm ein Mensch zuwirft. Jetzt soll er lernen, mit unstrukturierten Umgebungen zurechtzukommen. Einen Einsatz in Wohnungen oder Werkstätten sieht Borst aber noch in weiter Ferne. Roboter benötigten deutlich mehr Intelligenz, um mit den Unschärfen des Alltags umgehen zu können, die Bedeutung von Objekten wie Tassen oder Flaschen zu verstehen und daraus die jeweils angemessene Handhabung abzuleiten.

Auch an Kraft soll Justin noch zulegen. Gegenwärtig kann er mit seinem Leichtbauarm bis zu sieben Kilogramm am ausgestreckten Arm bewegen, kann aber nicht die Kräfte absorbieren, die etwa beim Hämmern auftreten. Ein neuer Arm, der auch einen Hammer bedienen kann, ist derzeit in Entwicklung. Der wird dann allein 52 Freiheitsgrade haben, mit anderen Worten: In jedem einzelnen Arm steckt der Regelungsbedarf, den jetzt der komplette Roboter benötigt.

Einsatzmöglichkeiten im Weltraum sieht Borst derzeit vor allem im Rahmen des Projekts DEOS (Deutsche Orbitale Servicing Mission), das Technik zum Einfangen und zur Wartung von Satelliten im Orbit entwickelt. Derzeit ist die erste praktische Erprobung im Weltraum für das Jahr 2018 angepeilt, verbindlich beschlossen ist aber noch nichts.

Mehr Aktuelles von der Hannover Messe und zur Fabrik der Zukunft finden Sie in einem Special von Technology Review. (anw)