Elektronische Gesundheitskarte: Leiser Ärger wird lauter

Staatssekretär Thomas Ilka vom Bundesgesundheitsministerium monierte auf der ConHIT, der Fachmesse für die Medizin-IT, die schleppende Entwicklung der eGK.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf der Berliner ConHIT, der Fachmesse für die Medizin-IT, ist die schleppende Entwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) kritisiert worden. Zur Eröffnung monierte Staatssekretär Thomas Ilka vom Bundesgesundheitsministerium, dass die beiden geplanten Feldtests der eGK sich um ein halbes Jahr verzögern und voraussichtlich Ende des Jahres starten werden. Dies habe schneller gehen können.

Geplant ist nach wie vor, dass der Einsatz der eGK in zwei Testreihen im größeren Maßstab untersucht wird. Dabei soll das Online-Update der Daten auf der Gesundheitskarte geprüft werden und der Umgang der Ärzte mit der elektronischen Signatur auf ihren Arztausweisen. Für beide Szenarios haben sich Industriekonsortien beworben, die auf den Zuschlag warten.

Auf der ConHIT beschwerte sich der Medizin-Informatiker Paul Schmücker als Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemologie (GMDS), dass sich die für die Gesundheitskarte zuständige Projektgesellschaft Gematik rühren müsse. "Wir haben Vorschläge gemacht, besonders bei der Qualitätssicherung, werden aber nicht gehört." Es dürfe keine Ausgrenzungen bei der Entwicklung der IT-Infrastruktur rund um die Karte geben.

Zur ConHIT gab das Deutsche Gesundheitsnetz (DGN) bekannt, dass es den Zuschlag der Bundes-Zahnärztekammer erhalten habe und die Root-Instanz für den neuen elektronischen Zahnärzteausweis (eZAA) betreiben werde. Als Root-Instanz stellt das DGN die Zertifikate aus und bestätigt sie; Dienstleister benötigen sie, um Zahnärzteausweise mit einer digitalen Signatur produzieren zu können.

Bei der eGK selbst zeichnet sich eine Zweiteilung des Marktes ab. Kleine Krankenkassen setzen auf das Online-Update, bei dem einmal im Quartal geprüft wird, ob die Daten auf der Karte noch aktuell sind. Das soll in der Arztpraxis geschehen, kann aber auch in den Geschäftsstellen der Kasse erfolgen, wie dies bei der IKK Nord in einem Feldversuch ausprobiert wird. Große Krankenkassen setzen wie bei der bisherigen KVK auf den Austausch der kompletten Karte, wenn sich die Daten etwa nach einem Umzug verändert haben. Für diese eingespielte Aktion setzen die Kassen nach ihren Erfahrungswerten ein jährliches Budget fest. Ein Online-Update verursacht in diesem Szenario zusätzliche Kosten, da die Kassen die ärztliche Leistung der Karten-Überprüfung in der Praxis bezahlen müssen. Über die Höhe des Betrages wird noch verhandelt.

Während die Entwicklung der eGK stagniert, schreitet die Nutzung der elektronischen Fallakte (EFA) voran. Auf der Messe präsentierten der Verein elektronische Fallakte und das Fraunhofer ISST erste Ausgaben der Fallakte "für die Kitteltasche". Dabei können Daten aus der Fallakte über ein Smartphone oder ein Tablet abgerufen werden. Zudem wurde die neue Version EFA 2.0 vorgestellt, mit der die Fallakte die sogenannten IHE-Profile des internationalen IHE-Standards berücksichtigt. Dafür stellte der Bundesverband Gesundheits-IT in Berlin das "IHE Cookbook Aktenbasierte, einrichtungsübergreifende Bild- und Befundkommunikation" vor, in dem alle Standards festgelegt sind. Auf Basis dieser Spezifikationen sollen weitere Angebote wie die persönliche elektronische Patientenakte entwickelt werden. (anw)