Textil-Hacking: Ausstellung und Konferenz in Berlin

Bei "Technical Textiles" geht es um die Schnittstelle von Hacking und Handarbeit: Alte Strickmaschinen werden mit neuer Elektronik versehen und Computerprogramme erzeugen den Quellcode für ungewöhnliche Stoffe.

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Textil-Hacking: Ausstellung und Konferenz in Berlin

(Bild: Fabienne Serrière)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Philip Steffan

Technical Textiles heißt die Ausstellung, die sich an drei Tagen ab dem 11. April mit der Überschneidung von Handarbeit und Hacking beschäftigt. Am Samstag, den 13. April, gibt es zusätzlich Vorträge und Workshops zum Thema. Die Veranstaltung findet im Electronic Textiles Institue Berlin (ETIB) statt, den die Mitglieder als "Kaschmir-Hackerspace" bezeichnen.

Der Kognitionsforscher und "Knitting Knerd" Martin Schneider zeigt in einem Workshop, wie man algorithmische und programmierte Stickmuster mit dem Software TurtleCraft (GitHub) generiert. Die Künstlerinnen Veronika Persché und Victoria Pawlik stellen Stoffe mit besonderen Texturen und Eigenschaften vor.

Die maschinengestrickten Muster dieser Stolen basieren auf dem Gehäuse der Fledermaus-Walzenschnecke.

(Bild: Fabienne Serrière)

Varvara Guljajeva und Mar Canet präsentieren ihre Plattform knitic, ein Open-Hardware-Modul für die Ansteuerung von kommerziellen Strickmaschinen. Die Mechanik in Geräten des Herstellers Brother aus den 80er Jahren funktioniert meist noch gut, die elektronische Ansteuerung über Disketten ist jedoch nicht mehr zeitgemäß. Ein Arduino mit eigens entwickeltem Shield ersetzt die veraltete Elektronik, so dass sich die Strickmaschinen per USB steuern lassen. Die Strickmuster liefert ein Processing-Programm.

Mit den so modifizierten Strickmaschinen, die Guljajeva und Canet als erstes "personal manufacturing tool" und damit als oft vergessenen Vorgänger von Geräten wie 3D-Druckern bezeichnen, haben sie ihre Kollektion SPAMpoetry hergestellt: Textilien, auf die in fehlerhaftem Englisch verfasste Zeilen aus Werbe-E-Mails eingewoben sind.

Die Veranstalterin und Mitgründerin des ETIB, Fabienne Serrière, zeigt vor Ort die Benutzung ihrer modifizierten Strickmaschine zur Herstellung von Stoffen mit computergenerierten Mustern sowie der unter Hackern beliebten "Club Mate Cosies": Halb Flaschenüberzieher, halb Handschuh ermöglichen diese auch im Winter die kalten Flaschen festzuhalten, ohne kalte Finger zu bekommen. (phs)