Twitter-Hack: #Blatter, #FIFA, #Syrien

Joseph Blatter lobt den Emir von Katar als besonders generös, die FIFA outet Blatter als bestechlich. Die "Syrian Electronic Army" hackte die Twitter-Konten. Die Gruppe setzt sich für Baschar Al-Assad ein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Nach dem Hoeneß-Gate wäre das die nächste große Schlagzeile in der Fußballwelt gewesen: "Joseph Blatter wegen Bestechlichkeit und Korruptionsvorwürfen zurückgetreten." Die syrische Hackergruppe "Syrian Electronic Army" knöpfte sich die offiziellen Twitter-Accounts der FIFA und von FIFA-Präsident Joseph (Sepp) Blatter vor, um ein umfassendes Bild von vermuteter Korruption zu zeichnen. Die Joseph Blatter untergeschobenen Tweets waren dafür dann aber doch etwas zu flapsig formuliert: "Ist doch egal, ob ich Geld vom Emir von Katar bekommen habe? Ich bin in meiner Familie der Brotverdiener."

So ein Brotverdiener muss ranklotzen.

(Bild: NESN )

Für die Hackergruppe war dies zumindest nicht der erste Streich. Sie soll im Sinne des Assad-Regimes handeln und sich mit Defacements und gehackten Twitter-Accounts gegen unliebsame Berichterstattung wehren. Dafür spricht etwa einer der letzten Hacks bei der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), über den die Washington Post berichtete. Dort ließen die Hacker verlauten: "Alle eure Berichte sind FALSCH!! Hört auf zu lügen!!!" Die Defacements verband die Gruppe stets mit Links zu Webseiten auf denen sie angab: "Die syrische elektronische Armee war hier."

Warum gerade die FIFA und Sepp Blatter in das Visier der Gruppe geraten sind, offenbart einer der manipulierten Tweets. Dort heißt es: "Es wurde aufgedeckt, dass die Entscheidung, die syrische Mannschaft [für die Fußballweltmeisterschaft 2014] zu disqualifizieren, politisch motiviert war." In einem weiteren Tweet wird behauptet, dass E-Mails von Joseph Blatter und dem Außenministerium von Katar aufgetaucht seien, die beweisen, dass sich Katar und Blatter gegen einige Teams verschworen hätten.

Die Disqualifikation soll politisch motiviert gewesen sein.

(Bild: NESN )


Die Tweets passen auf jeden Fall zu einigen anderen Vorkommnissen, die mit der Hackergruppe in Verbindung gebracht werden. So soll laut Sophos das Twitter-Konto von "BBC Weather" im März "bizzare Nachrichten" im Sinne der Gruppe ausgespuckt haben. Und auf den Webseiten eines Syrien-Liveblogs von Al Jazeera und den Seiten der Medienanstalt NPR platzierte die Electronic Army ebenfalls Defacements. Ein Twitter-Konto von CBS soll in der letzten Woche Opfer der Hacks geworden sein.

Die Hackergruppe hat Nachrichtenagenturen im Visier.

(Bild: NESN )

Ihre Arbeit sollen die Hacker laut The Atlantic schon in 2011 aufgenommen und zu diesem Zeitpunkt vor allem Facebook-Spam verbreitet haben. Aber auch die ersten Distributed-Denial-of-Service-Attacken gegen Oppositionelle und Medienagenturen wurden da bereits registriert.

Die manipulierten FIFA-Tweets wurden nach einer Beschwerde der FIFA bei Twitter entfernt. Der offizielle Twitter-Account der offensichtlich recht kommunikativen "Syrian Electronic Army" wurde gesperrt. (kbe)