Apple macht trotz starkem iPhone weniger Gewinn

Es war der erste Gewinnrückgang für das erfolgsverwöhnte US-Unternehmen seit Jahren, und mit 18 Prozent auch kein kleiner. Doch ist es für einen Abgesang auf das iPhone wohl noch zu früh.

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Ist das der Anfang vom Ende der iPhone-Ära? Mit ziemlich gemischten Gefühlen wurden Apples Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres erwartet. Einerseits gab es Hoffnung auf den höchsten Umsatz, den das US-Unternehmen jemals in einem zweiten Quartal erwirtschaften konnte. Dem gegenüber standen Erwartungen, Apple könne den ersten Gewinnrückgang seit Jahren verkünden müssen. Das nährte Befürchtungen, die große Zeit des iPhones sei angesichts zunehmender und preisgünstigerer Konkurrenz langsam vorbei. Und die Aktie des Konzerns kennt seit Wochen nur eine Richtung: Nach unten.

Die Mischung stimmte weitgehend: Seinen Umsatz konnte Apple im zweiten Quartal um 11 Prozent auf 43,6 Milliarden US-Dollar weiter steigern. Unterm Strich blieb dem Konzern noch ein Gewinn von 9,5 Milliarden oder 10,09 US-Dollar pro Aktie – das sind 18 Prozent weniger als im ungewöhnlich starken Vorjahresquartal, als noch ein Gewinn von 11,6 Milliarden oder 12,30 US-Dollar pro Aktie zu Buche stand. Apple hat die Erwartungen der Analysten damit übertroffen. Das lag auch daran, dass die Messe für das iPhone vielleicht etwas zu früh gelesen wurde. [Update: Die zuletzt so gebeutelte Aktie legte im nachbörslichen Handel zunächst deutlich zu, notierte dann aber wieder im Minus.]

Denn das iPhone konnte sich als Umsatzgarant behaupten und sorgte mit fast 23 Milliarden US-Dollar einmal mehr für den Löwenanteil der Einnahmen. Zwar hat Apple mit 37,4 Millionen Geräten nicht mehr so viel verkauft wie im vergangenen Weihnachtsgeschäft, doch reichte es im Vergleich zum Vorjahresquartal noch zu einem Absatzplus von 7 Prozent. Apple macht keine Angaben darüber, wie gut sich das neue iPhone 5 verkauft und wie hoch der Anteil älterer Modelle am Absatz war.

Auch beim iPad weist der Hersteller keine Zahlen für die verschiedenen Modelle aus. Insgesamt hat Apple im zweiten Quartal 19,5 Millionen Tablets verkauft und den Absatz damit im Vergleich zum Vorjahresquartal um 65 Prozent steigern können. Der Umsatz mit iPads wuchs um 40 Prozent auf 8,75 Milliarden US-Dollar.
Das alte Stammgeschäft mit Computern stagniert bei knapp 4 Millionen Macs, konnte beim Umsatz aber leicht auf 5,4 Milliarden US-Dollar zulegen. Der iPod verliert weiter an Bedeutung, der Absatz ging um 27 Prozent auf 5,6 Millionen Stück zurück.

Tim Cook freut sich über den neuen Umsatzrekord, den vor allem iPhone und iPad dem Konzern bescheren. "Die Teams arbeiten an toller neuer Hardware, Software und Diensten", sagte der CEO und zeigte sich in freudiger Erwartung "der neuen Produkte in unserer Pipeline". Konkreter wurde Cook nicht, räumte gegenüber Analysten aber ein, dass die wohl noch bis Herbst und Anfang 2014 auf sich warten lassen. Für das laufende Quartal verspricht Apple einen Umsatz zwischen 33,5 und 35,5 Milliarden US-Dollar.

Für die Anleger hat der Hersteller noch ein weiteres Bonbon: Der Aufsichtsrat hat einer deutlichen Aufstockung der Dividende zugestimmt, bis 2015 will Apple rund 100 Milliarden US-Dollar an die Anleger ausschütten. Im vergangenen Jahr war noch von 45 Milliarden die Rede. Die aktuelle Dividende hat das Unternehmen um 15 Prozent erhöht und kündigte an, im Mai 3,05 US-Dollar pro Aktie auszuschütten. Im Rahmen des Dividenden-Programms will Apple nun bis zu 60 Milliarden US-Dollar in den Rückkauf von Aktien stecken. Irgendwo muss der Konzern ja hin mit seinem Geld: Apple sitzt auf 145 Milliarden US-Dollar.

Konzernergebnis Apple Inc.
Quartal Umsatz (US-Dollar) Gewinn (US-Dollar)
1/09 * 11.880 Mio. 2.255 Mio.
2/09 * 9.084 Mio. 1.620 Mio.
3/09 * 9.734 Mio. 1.828 Mio.
4/09 * 12.207 Mio. 2.532 Mio.
1/10 15.683 Mio. 3.378 Mio.
2/10 13.499 Mio. 3.074 Mio.
3/10 15.700 Mio. 3.253 Mio.
4/10 20.343 Mio. 4.308 Mio.
1/11 26.741 Mio. 6.004 Mio.
2/11 24.667 Mio. 5.987 Mio.
3/11 28.571 Mio. 7.308 Mio.
4/11 28.270 Mio. 6.623 Mio.
1/12 46.330 Mio. 13.060 Mio.
2/12 39.168 Mio. 11.622 Mio.
3/12 35.023 Mio. 8.824 Mio.
4/12 35.966 Mio. 8.223 Mio.
1/13 54.512 Mio. 13.080 Mio.
2/13 43.603 Mio. 9.547 Mio.

* Apple bilanziert seit dem ersten Quartal 2010 nach neuen Buchhaltungsstandards in den USA. Damit werden Einnahmen aus dem Verkauf von iPhone und Apple TV nunmehr vollständig für den Zeitpunkt des Verkaufs verbucht, während sie zuvor über die Lebenszeit der Geräte hinweg auf die Quartale verteilt wurden. Die Angaben zu den Ergebnissen der Vorquartale wurden nach der neuen Bilanzierungsmethode errechnet und weichen entsprechend von den ursprünglich veröffentlichten Zahlen ab. (vbr)