EU-Kommission sucht nach Ideen fürs Internet-Fernsehen

Jeder Europäer sitzt vier Stunden pro Tag vor dem Fernseher. Doch Filme und Serien aus dem Internet werden immer beliebter. Mancher Zuschauer sieht sie auf dem TV-Bildschirm. Diese Verschmelzung der Medien hat nicht nur Vorteile, findet die EU-Kommission.

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Angesichts verschwimmender Grenzen zwischen Fernsehen und Internet denkt die EU-Kommission über neue staatliche Regeln nach. EU-Digitalkommissarin Neelie Kroes rief am Mittwoch in Brüssel Öffentlichkeit und Unternehmen dazu auf, Ideen und Vorschläge zu unterbreiten. Bis Ende August haben sie dafür Zeit.

Derzeit gelten für die Medien Fernsehen und Internet unterschiedliche gesetzliche Vorgaben. So ist zum Beispiel Fernsehwerbung in Europa auf zwölf Minuten pro Stunde begrenzt – bei Internetsendungen ist das nicht der Fall. Für Verbraucher wird die Situation nach Analyse der EU-Kommission zunehmend unübersichtlich, auch weil Kunden Internetvideos auf ihrem Fernsehgerät schauen können. Sie wüssten beispielsweise nicht, an wen sie sich bei Beschwerden zum Programm wenden könnten.

Auch beim Kinder- und Jugendschutz gebe es daher möglicherweise Handlungsbedarf, erklärte die EU-Kommission. "Zuschauer haben bestimmte Erwartungen, zum Beispiel, dass ihren Kindern keine unangemessenen Programme gezeigt werden", sagte Kroes. "Erwarten sie das gleiche auch online? Und wo ziehen wir die Grenze?" Zudem stoßen Mediennutzer nach Angaben der EU-Kommission auch innerhalb der EU auf Grenzen. Dabei sollten einheitliche Standards dafür sorgen, dass zum Beispiel ein TV-Gerät oder Dienstleistungen europaweit genutzt werden können. "Manchmal kann man aber eine Online-Fernsehsendung oder sogar ein TV-Gerät nur bis zu einer EU-Landesgrenze nutzen", bemängelte Kroes.

Das Zusammenwachsen von Internet und Fernsehen laufe schon seit vielen Jahren und nehme nun schnell Fahrt auf, meint die Kommission. Dabei eröffneten sich einige Möglichkeiten. Zum Beispiel könnten Hersteller und Entwickler einen wachsenden Markt mit innovativen, benutzerfreundlichen und barrierefreien Geräten bedienen. Provider verzeichnen eine wachsende Nachfrage nach Bandbreite und erhalten so Anreize für Investitionen in Hochgeschwindigkeitsnetze. Schließlich könnten Urheber neue Wege für Herstellung und Angebot ihrer Inhalte ausprobieren und Rundfunkveranstalter sowie neue Marktteilnehmer ihren Kunden inhaltsbezogene Dienste und Mehrwertdienste anbieten. Rundfunkveranstaltern stünden mehr Plattformen zur Auswahl, um ihre Sendungen zu verbreiten, zu erweitern und um sie interaktiv zu machen.

Ob die EU-Kommission am Ende neue Gesetze vorschlagen wird, war noch unklar. Die Behörde will zunächst die Ergebnisse der Umfrage abwarten. (mit Material der dpa) / (anw)