Forscher testen Google Trends als Mittel für Wirtschaftsvorhersagen

Ein Team von Wissenschaftlern hat geprüft, ob sich mit Hilfe von Google-Trends-Daten sinnvolle Anlagestrategien entwickeln lassen. Der Ansatz gewährt aufschlussreiche Erkenntnisse, aber Börsianer werden davon nicht profitieren können.

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Von
  • Jan Schüßler

Ein Team von Wissenschaftlern aus den USA und dem Großbritannien hat einen Zusammenhang zwischen wirtschaftlichen Entwicklungen und Börsenkursen einerseits sowie der Häufigkeit bestimmter Suchbegriffe bei Google andererseits festgestellt. In der Analyse von Google-Trends-Daten ließen sich frühe Warnzeichen für Umbrüche an den Märkten ablesen. Die Studie von Tobias Preis, Helen Susannah Moat und H. Eugene Stanley ist auf der zu nature.com gehörigen Plattform Scientific Reports veröffentlicht.

Um möglichst verlässliche Vorhersagen für die Wirtschaftsentwicklung zu treffen, haben die Forscher 98 verschiedene "Google-Trends-Anlagestrategien" entwickelt und anhand der tatsächlichen wirtschaftlichen Ereignisse zwischen 2004 und 2011 geprüft. Am besten schnitt dabei eine Strategie ab, die um das Auftreten des Suchbegriffs "debt" (Schulden beziehungsweise Verschuldung) aufgebaut war. Als Investitionsstrategie angewandt, hätte sie den Wert des angenommenen Test-Portfolios bis 2011 mehr als vervierfacht, wohingegen eine Durchschnitts-Strategie gerade einmal für 16 Prozent Wertzuwachs gesorgt hätte.

Google-Trends-basierte Modelle zur genauen Vorhersage der Marktentwicklungen dürften der Traum vieler Börsianer sein, doch dabei gibt es zwei Probleme. Zum einen ist im Vornherein nicht immer klar, welcher Suchbegriff für künftige Strategien am sinnvollsten ist. Zum anderen verändert ein soziales System mitunter sein Verhalten, sobald es von einer Vorhersage über seine künftige Entwicklung erfährt – in diesem Moment wird die aufgestellte Vorhersage nutzlos. Für Aktienhändler dürften die Erkenntnisse daher kaum einen realen Nutzen bringen. Für die Forscher bieten die Analysen trotzdem Erkenntnisse über psychologische Effekte und Zusammenhänge in der Wirtschaft.

Die Analyse von Google-Trends-Daten hat sich in der Vergangenheit schon als teilweise aussagekräftig erwiesen, so können zum Beispiel aufkommende Grippewellen seit einigen Jahren mit Google Flu Trends vorhergesagt werden – mit variierender Zuverlässigkeit. (jss)