RoboCup German Open: Das Beste zum Schluss

Der mehrfache Weltmeister B-Human aus Bremen hat am Sonntag den Titel in der Standard Platform League der Roboterfußballer überlegen gewonnen. Was die mehr als 200 teilnehmenden RoboCup-Teams sonst noch drauf hatten, zeigt ein Video vom Finaltag.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Zum Abschluss der zwölften RoboCup German Open in Magdeburg gab es ein sehenswertes Finale in der Standard Platform League. Der mehrfache Weltmeister B-Human von der Universität Bremen traf auf das Nao-Team der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig, das zunächst mit 1:0 in Führung ging. Zur Halbzeitpause stand es 1:1 und alles schien möglich. In der zweiten Hälfte zogen die Bremer dann allerdings ab und gewannen am Ende mit 7:2.

Was nach einem haushohen Sieg aussieht, stellt sich etwas anders dar, wenn man das Ergebnis mit dem Halbfinale vergleicht. Da fegte B-Human das Team RoboÉireann aus Irland mit 17:0 vom Platz. Die Leipziger müssen also nicht die Köpfe hängen lassen, zumal sie mit ihrem ausgefeilten Passspiel auch zuvor schon einiges fürs Auge boten: Die Roboter teilen sich über WLAN ihre Positionen mit, können daraus die Entfernung zum Mitspieler einschätzen und die Schusskraft so anpassen, dass der Ball in seiner Nähe liegen bleibt. Das im Vergleich zu früher mehr als doppelt so große Spielfeld, auf dem fünf Spieler für jede Mannschaft antreten, ermutigt zu solchen Spielzügen. Die Standard Platform League habe mit den zweibeinigen Nao-Robotern jetzt ungefähr das Niveau erreicht, auf dem sie zuvor mit den vierbeinigen Aibos gespielt hatte, meint Thomas Röfer, Teamchef von B-Human und Leiter des Wettbewerbs in dieser Liga. Das lässt für die RoboCup-Weltmeisterschaft Ende Juni in Eindhoven auf spannende Begegnungen hoffen.

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Abgesehen davon hielten sich die diesjährigen German Open jedoch mit spektakulären Vorstellungen zurück. In den Major-Wettbewerben der Erwachsenen schienen viele Teams das Turnier in erster Linie als Vorbereitung auf die WM zu nutzen und an der Platzierung im Wettbewerb weniger interessiert zu sein. Insbesondere bei der RoboCup@Home League scheint den RoboCup German Open mittlerweile eher die Rolle eines Etappenziels bei der Entwicklung der Systeme für die Weltmeisterschaft zuzukommen. Die findet in diesem Jahr zudem praktisch in der Nachbarschaft statt, sodass alle Teilnehmer des Magdeburger Turniers auch dort antreten wollen.

Die RoboCup Rescue League für Rettungsroboter entwickelt sich wie gewohnt schrittweise. Diesmal stand insbesondere die Manipulation im Vordergrund, bei der die Roboter Türen öffnen und Kunststoffklötze zu Türmen stapeln sollten. Letzteres ist eine Technik, die von Rettungskräften praktiziert wird, um brüchige Strukturen in einsturzgefährdeten Gebäuden zu sichern, dann allerdings mit Holzklötzen. Die wären für die Roboterarme zu schwer gewesen, aber auch mit den leichteren Teilen aus Kunststoff ist die Aufgabe nicht so leicht zu bewältigen und erfordert eine intelligent gestaltete Steuerung sowie einen erfahrenen Operator. In diesem Spezial-Wettbewerb schnitt das RRT-Team von der Fachhochschule Wels am besten ab. Gesamtsieger des Rescue-Wettbewerbs wurde das Team Hector der TU Darmstadt, das zugleich in der Kategorie „Autonomie“ gewann. In punkto „Mobilität“ zeigte die Mannschaft GETbot von der Universität Paderborn die besten Leistungen.

RoboCup German Open: Sehenswertes Finale (4 Bilder)

Szene aus dem Finale der Standard Platform League: Das größere Spielfeld gibt den Robotern mehr Bewegungsfreiheit und ermutigt zu neuen Taktiken und Spielzügen. So glänzte insbesondere das Nao-Team der HTWK Leipzig (hier in Pink) mit einigen sehenswerten Pässen. (Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Zu einem festen Bestandteil der RoboCup-Wettbewerbe wandeln sich mehr und mehr die industriell orientierten Logistics League und RoboCup@Work League. Für Zuschauer sind diese Wettkämpfe noch nicht sehr attraktiv, aber nachdem sich genügend Teams zusammengefunden haben und die Regeln entwickelt wurden, lässt sich daran gewiss auch noch etwas verbessern.

Ungebrochen scheint der Zulauf bei den Juniorwettbewerben. Die Halle 2 des Messegeländes, in der Schülerinnen und Schüler Roboter Fußball spielen ließen, sie in Rettungsarenen schickten und gemeinsam mit ihnen auf der Bühne tanzten, war wieder mit hoch motivierten Teilnehmern gut gefüllt. Mittlerweile ist die Zahl der Teilnehmer am RoboCup Junior so hoch, dass vor den RoboCup German Open Qualifikationsturniere veranstaltet werden müssen. Das Magdeburger Turnier selbst dient den Junioren wiederum der Qualifikation für die WM. Wer es in diesem Jahr geschafft hat, wird in Kürze auf der Homepage der German Open nachzulesen sein. Die schnelle Veröffentlichung der Ergebnisse zählt zu den besonderen Vorzügen der auch sonst hervorragend organisierten Veranstaltung.

Einen ausführlichen Bericht zu den RoboCup German Open 2013 in Magdeburg bringt c't in der kommenden Heftausgabe – inklusive Links zu weiterem Videomaterial. (ck)