Cyberspionage: Militärgeheimnisse auf dem Silbertablett

Alle Vertragsfirmen der USA, die Maschinen für die Armee zum Zweck der Verteidigung und des Angriffs herstellen, sollen von chinesischen Hackern ausspioniert worden sein. Der Kampfjet F-22 Raptor könnte dadurch schon enorm an Wert verloren haben.

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Mindestens seit dem Jahr 2007 horchen chinesische Hacker Vertragsfirmen der USA aus, die militärische Gerätschaften wie Spionagesatelliten, Bombenentschärfungsroboter und Kampfhubschrauber herstellen. Das berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Anhand einer Analyse in der Firma QinetiQ lasse sich nachzeichnen, wie massiv und kontinuierlich die Cyberspionage gegen die USA eingesetzt wird.

Wie zwei frühere Funktionäre des Pentagon gegenüber Bloomberg angaben, sei bisher jede Firma, die Maschinen und Systeme für die Verteidigung der USA herstelle, Opfer von chinesischen Hackern geworden. Damit seien den Angreifern auch streng vertrauliche militärische Pläne der US-Regierung bekannt. Die Produkte lassen Rückschlüsse auf militärische Kampagnen, Angriffs- und Verteidigungsstrategien zu.

Allein in den Jahren 2007 bis 2008 soll das Pentagon 30 Vertragsfirmen der US-Regierung vor den konzentrierten Spionage-Kampagnen gewarnt haben. Ob auch die Firma QinetiQ eine solche Warnung erhalten hat, ist Bloomberg nicht bekannt.

Je mehr der Gegner über eingesetzte Technik weiß, desto besser kann er sich gegen sie verteidigen.

(Bild: Bloomberg )

QinetiQ hatte seine Systeme zumindest seit 2007 mehrmals wegen des Verdachts auf Spionage überprüfen lassen. Die mit der Analyse beauftragte Firma Terremark fand heraus, dass QinetiQ mindestens drei Jahre bis in den letzten Winkel seiner Unternehmensbereiche ausgespäht wurde. "Es gab keinerlei 'Plätze', an denen wir sie nicht gefunden haben", heißt es dort. Die Hacks dürften unter anderem vertrauliche Daten zu Kampfhubschraubern preisgegeben haben.

Einige ähnliche bedeutende Hacks von US-Verteidigungsfirmen sind schon in der Vergangenheit bekannt geworden. So wurden 2007 Daten von Lockheed Martin zum Kampfjet F-35 gestohlen. Laut Bloomberg soll einer der ehemaligen Funktionäre des Pentagon aufgrund diverser Hacks bei vielen kleineren Partnerfirmen in Frage stellen, ob der neue Lockheed Martin Kampfjet F-22 Raptor überhaupt im Kampf erfolgreich eingesetzt werden könne, da zu viele seiner Funktionen bereits bekannt sein müssten.

Die Cyberspionage-Kampagnen gegen US-amerikanische Rüstungsfirmen sollen vor allem von der "Comment Group" ausgehen. Die Sicherheitsfirma Mandiant hatte in diesem Jahr einen ausführlichen Bericht zu der Hackergruppe herausgegeben, die auch unter den Namen APT1 und Shanghai-Group bekannt ist. Der Bericht konnte zum ersten Mal umfassend belegen, dass die Hackergruppe der chinesischen Armee nahestehen oder sogar als "Einheit 61398" Teil von ihr sein muss. (kbe)