ICRA: Können Roboter eine Persönlichkeit entwickeln?

Auf der International Conference on Robotics and Automation (ICRA) tauschen sich in dieser Woche Tausende Wissenschaftler über die Robotik und Automatisierung aus. Dabei kommen auch philosophische Überlegungen nicht zu kurz.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Karlsruhe ist in dieser Woche das weltweite Zentrum der Robotik. Bis Ende der Woche treffen sich hier mehrere tausend Wissenschaftler aus der ganzen Welt, um auf der Konferenz ICRA (International Conference on Robotics and Automation) über die neuesten Entwicklungen in der Robotik und Automatisierung zu diskutieren. Die ICRA gilt neben der IROS als weltweit wichtigste Konferenz zu diesen Fachgebieten.

Noch steht ARMAR-III vom KIT regungslos in der Küche.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Offizell eröffnet werden soll die Konferenz am morgigen Dienstag. Doch schon heute herrscht im Karlsruher Kongresszentrum reger Betrieb. Im Foyer bauen Firmen ihre Ausstellungsstände auf. Außerdem sind zahlreiche Workshops um die eigentliche Konferenz herum organisiert worden, die sich am heutigen Montag und am Freitag mit speziellen Fragen der Roboterprogrammierung, der Gestaltung der Hardware, aber auch mit rechtlichen und philosophischen Fragen beschäftigen. So bezweifelte Mathias Gutmann vom Institut für Philosophie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im RoboLaw-Workshop, dass autonomen Robotern der Status eines Subjekts zukomme. Sie handelten immer nur, "als ob" sie Personen wären. Allerdings räumte Gutmann ein, dass philosophische Schlussfolgerungen natürlich immer angezweifelt werden können.

Das tat Thomas Dreier, der am KIT das Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft leitet, zwar nicht, gab aber zu bedenken, dass sich aus juristischer Sicht viele Fragen anders darstellen. Bei der rechtlichen Regelung von Technik gehe es darum, Interessen auszubalancieren und Risiken zu verteilen. Das sei zum einen über das Versicherungsrecht möglich. Zum anderen könnten Roboter auch über das Institutionenrecht erfasst werden, das zwischen juristischen und natürlichen Personen unterscheidet. Roboter rechtlich mit Menschen auf eine Stufe stellen wollte Dreier allerdings auch nicht.

Die Frage nach einer möglichen Persönlichkeit von Robotern wird sicher eines Tages durch die reale Entwicklung beantwortet werden.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Damit stieß er bei den Teilnehmern des Workshops auf Zustimmung, was aber auch damit zusammenhängen mag, dass der zeitliche Horizont, über den hier geredet wurde, unklar blieb. Während die kognitiven Fähigkeiten autonomer Roboter in der näheren Zukunft sicherlich noch sehr beschränkt bleiben werden, ist die technische Entwicklung doch von der Absicht getragen, diese Fähigkeiten immer mehr zu erweitern. Eine fundamentale, nicht überschreitbare Grenze dieser Entwicklung ist derzeit nicht zu erkennen. Zwar war in der Diskussion von unbeabsichtigten Folgen gesellschaftlicher Handlungen die Rede. Die Möglichkeit, dass autonome Systeme einen Grad an Komplexität erreichen könnten, der sie faktisch biologischen Systemen gleichstellt, war aber nicht dabei. Das gilt offenbar mehrheitlich weiterhin als Science-Fiction, mit anderen Worten: Darum müssen wir uns (noch) nicht kümmern. Aber auch so eine Aussage lässt sich natürlich anzweifeln. (mho)