Kernel-Log: Intel öffnet GPU-Dokumentation, Torvalds: Stromspar-Infrastruktur verbessert

Linus Torvalds äußert sich zur Linux-Zukunft und Stromspar-Infrastruktur; Intel veröffentlicht Dokumentation zu G965- und G35-Grafikchips; Highpoint setzt verstärkt auf Open-Source-Treiber; x86-, KVM-, PPC- und Alsa-Updates für 2.6.25.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Im Rahmen der derzeit stattfinden linux.conf.au in Melbourne hat Linus Torvalds in einem Interview zur Unterstützung der Stromspartechniken durch Linux Stellung genommen. In diesem Bereich sei Linux vor Jahren schwach gewesen; das Aufbauen der nötigen Infrastruktur habe lange gedauert, aber das Wichtigste sei jetzt getan. Es gebe noch viel zu tun, aber Tools zum Analysieren der Leistungsaufnahme seien eine große Hilfe – damit dürfte er wohl unter anderem PowerTop gemeint haben. Im Rahmen des Interviews geht er auch auf die Wichtigkeit seiner Person für die Linux-Zukunft ein: Er habe keine Pläne, den Linux-Kernel hinter sich zu lassen und nach neuen Betätigungsfeldern zu suchen. Sollte er die Kernel-Entwicklung jedoch verlassen, seien genug Leute da, die seine Arbeit übernehmen könnten, ohne dass Linux in Schwierigkeiten gerate.

Zu einer der Firmen, die zur Verbesserung der Stromspar-Infrastruktur nachhaltig beigetragen hat, gehört Intel. Auch arbeitet der Chip-Gigant an Open-Source-Treibern für die eigene Hardware aktiv mit. Die Dokumentation für die in einigen Mainboard-Chipsätzen integrierten Grafikkerne war bislang jedoch nur ausgewählten Entwicklern unter NDA (Non-disclosure Agreement, Vertraulichkeitsvereinbarung) zugänglich. Nachdem AMD im vergangenen September vorpreschte und GPU-Spezifikationen ohne Beschränkungen an Open-Source-Entwickler verteilte, zieht Intel nun nach: Über die Webseite intellinuxgraphics.com ist nun einiges an Dokumentation zu den Grafikkernen der aktuellen Chipsätze 965G und G35 frei erhältlich.

Dass Druck durch Kunden die Hardware-Firmen zur Entwicklung und Pflege von Open-Source-Treibern bewegt, beweist derzeit auch Highpoint. Das Unternehmen hatte lange auf Linux-Treiber gesetzt, die ähnlich wie die proprietären und umstrittenen Grafiktreiber von AMD und Nvidia einen vorkompilierten Teil besitzen, der sich mit Hilfe eines im Quellcode vorliegenden Wrappers für verschiedene Kernel kompilieren lässt; diese Treiber bezeichnete der Hersteller von Storage-Controllern ab und an sogar als Open-Source-Treiber. Das Unternehmen scheint jedoch mittlerweile umzuschwenken. So programmierten Highpoint-Entwickler für die RocketRAID-Modelle 3220/3320 einen unter GPL stehenden Treiber, den die Kernel-Entwickler in Linux 2.6.18 aufnahmen. Diesen haben die Highpoint-Entwickler mittlerweile weiter verbessert; die in den Entwicklerzweig von Linux 2.6.25 integrierte Version unterstützt jetzt auch viele der neueren Highpoint-Controller mit Marvell-Chipsatz (RocketRaid-Modelle 4xxx). Auf Druck von Kunden bemüht sich Highpoint sogar aktiv darum, die Treiber in Debian Etch zu integrieren.

Eine Woche nach der Freigabe von Linux 2.6.24 schreitet unterdessen die 2.6.25 Entwicklung weiter flott voran. Seit dem vorangegangen Kernel-Log nahm Torvalds unter anderem zahlreiche Änderungen am Quellcode zur Unterstützung der x86-Architektur auf. Darunter viele Patches, die die Zusammenlegung des Codes für x86-32- und x86-64-Systeme weiter fortführen; zudem arbeitet die für Hypervisor-Anbindung vorgesehene Abstraktionsschicht paravirt_ops nun prinzipiell auch auf x86-64-Systemen. Pikantes Detail: Bei der Bitte an Torvalds, die x86-Patches in das Quellcodeverwaltungssystem des Kernels aufzunehmen (der sogenannte "git pull request"), enthielt der x86-Zweig Patches, die den Kernel-Debugger KGDB in den Kernel integrierten. Diese Patches scheint der Linux-Vater, der bekanntermaßen kein Freund von Kernel-Debuggern ist, beim Einpflegen der Patches in das Linux-Quellcodeverwaltungssystem ausgespart zu haben – einzig eine Datei der KGDB-Dokumentation fand wohl versehentlich den Weg in den Entwicklerzweig.

Neben den x86-Updates integrierte Torvalds in den vergangenen Tagen zudem zahlreiche Verbesserungen an KVM, die Alsa-Treiber in Version 1.0.16rc2 sowie PowerPC-, FireWire- und Lguest-Updates. Etwa mehr als eine Woche dürfte der stete Patch-Fluss noch anhalten, bevor der Linux-Vater mit 2.6.25-rc1 die erste Vorabversion des nächsten Kernels veröffentlicht. In den darauffolgenden sieben bis zehn Wochen bis zur Freigabe der nächsten Linux-Version konzentrieren sich die Kernel-Entwickler bei der 2.6.25-Entwicklung im Wesentlichen auf Fehlerkorrekturen und kleinere Verbesserungen.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um aktuelle Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise Open:

(thl)