Arianna Huffington verteidigt Deutschland-Pläne für Huffington Post

Die Medienunternehmerin reagiert auf Kritik unter anderem von Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner. Dieser hatte die "Huffington Post" als "Anti-Geschäftsmodell für Journalismus" bezeichnet.

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Die US-Medienunternehmerin Arianna Huffington hat den geplanten Start eines deutschen Ablegers ihrer Internet-Zeitung gegen Kritik aus der Verlagsbranche verteidigt. "Kritiker verstehen unser Geschäftsmodell in der Regel nicht richtig", sagte die Gründerin der Huffington Post dem Handelsblatt. Deutsche Verlage sollten sich eher freuen, dass die "Huffington Post" jetzt nach Deutschland komme.

Das Geschäftsmodell der Huffington Post beruhe auf dem Aggregieren von Inhalten, also der Bündelung von Inhalten aus unterschiedlichen Quellen, sagte Huffington. "Daher wollen wir auch mit allen anderen eine gute Beziehung pflegen." Die Partner profitierten von den Links der Huffington Post, da sie so ihre Reichweite steigern könnten. Von den Quellen verwende die Website nur kurze Ausschnitte, die dadurch für die Leser nicht ersetzt werde.

Zusammen mit der Burda-Tochter Tomorrow Focus will das Portal noch vor der Bundestagswahl im Spätsommer einen deutschsprachigen Ableger starten. Die Website finanziert sich ausschließlich aus Werbung und bietet alle Informationen kostenlos an. Hingegen setzen Online-Medien in den USA wie inzwischen auch in Deutschland verstärkt auf Bezahlmodelle. Erst in dieser Woche kündigte "bild.de" die einen Abo-Zugang für exklusive Inhalte an.

Der Axel Springer Verlag hat sich wiederholt gegen die "Gratiskultur" im Internet gewandt und gilt als treibende Kraft bei der Umstellung auf Bezahlmodelle. Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hatte in einem Interview mit dem Magazin Gründerszene gewettert, "die Huffington Post widerspricht unseren Ansichten von den Urheberrechten der Autoren und den Leistungsschutzrechten der Verlage. Deswegen ist die Huffington Post das Anti-Geschäftsmodell für Journalismus".

In den USA ist die "Huffington Post" mit ihrer Mischung auf Blogeinträgen, schnellen Nachrichten und Links zu Artikeln anderer Medien sehr erfolgreich. 2011 kaufte AOL das aufstrebende Nachrichtenportal für mehr als 300 Millionen Dollar. Jetzt soll das Europageschäft weiter ausgebaut werden. Dabei setzt Huffington auch auf die Mitwirkung von Bloggern in Deutschland, denen das Portal zwar kein Honorar, aber "ein großartiges Sprachrohr" biete. Huffington sagte gegenüber dem Handelsblatt, die Blogger auf Tumblr und Yahoo bekämen schließlich auch kein Honorar.

"Ich bin mir sicher, dass es viele junge Deutsche gibt, die etwas zu sagen haben. Das will ich lesen", sagte Huffington auf die Entgegnung, dass Blogging in Deutschland weniger verbreitet sei als in den USA. Der Startzeitpunkt kurz vor der Bundestagswahl sei kein Zufall. Die Website werde traditionell zu wichtigen Anlässen in neue Märkte eingeführt. Huffington sieht keinen Konflikt darin, dass der Partner Burda der Politik der Bundeskanzlerin nahe stehe. (mit Material der dpa) / (anw)