Sensoren und Software schaffen künstliches Herz

Ein französisches Unternehmen hat eine Biomaschine entwickelt, die im Vergleich zu bisherigen Apparaten körperverträglicher ist und ohne Steuereinheit außerhalb des Körpers auskommt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Das Herz ist, technisch betrachtet, eine erstaunliche Biomaschine. Jahrzehnte hindurch arbeitet es 24 Stunden am Tag – eine Leistung, mit der es keine mechanische Pumpe aufnehmen kann. Doch nicht bei allen Menschen läuft es zuverlässig: In Europa leiden rund zehn Millionen an einer verringerten Pumpleistung des lebenswichtigen Organs, in den USA 5,7 Millionen. Bei manchen Menschen hilft indes nur noch eine Transplantation, doch oft genug findet sich kein Spenderherz. Die französische Firma Carmat hat ein verbessertes Kunstherz entwickelt, das Betroffenen in wenigen Jahren neue Hoffnung geben könnte, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Die Biomaschine verbindet synthetische und biologische Materialien mit Sensoren und Software, um den menschlichen Kreislauf in Gang zu halten. Carmat will das Gerät nun in vier Herzzentren in Europa und im Nahen Osten testen. Bislang sind nur Kunstherzen der US-Firma SynCardia zur Implantation zugelassen.

Die Herausforderung für die Entwickler künstlicher Herzen ist enorm: Rund 35 Millionen Mal im Jahr müssen die Geräte zuverlässig Blut durch den Körper pumpen. Ein Problem bisheriger Modelle ist jedoch, dass sie Blutgerinnsel verursachen können, die zu Schlaganfällen führen. Deshalb wird das Kunstherz bisher nur als Übergangslösung bis zu einer Herztransplantation angesehen, auch wenn Patienten mitunter Jahre auf ein Spenderherz warten müssen. Und die US-Zulassungsbehörde FDA hat überhaupt erst ein SynCardia-Modell zur Implantation für Patienten zugelassen, die kein Anrecht auf ein Spenderherz haben. Insgesamt wurden bislang etwa 1000 Kunstherzen von SynCardia eingepflanzt.

War das erste SynCardia-Gerät noch ein über 200 Kilogramm schwerer Apparat, ist die modernste Pumpe nur noch etwas über sechs Kilogramm schwer. Doch auch sie wird noch über eine Steuereinheit außerhalb des Körpers betrieben, die über Schläuche die Pumpe pneumatisch antreibt. Die Luftstöße blasen kleine Ballons in den beiden Herzkammern auf, um das Blut in die Arterien zu drücken. Carmat hat nun eine andere Konstruktion entwickelt, die ohne eine solche Pneumatik auskommt.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

(bsc)