Einheitliche Handy-Netzteile ab 2010

Für alle Handys reicht bald ein einziges Ladegerät. In Brüssel unterzeichneten zehn Hersteller eine Selbstverpflichtung, ab 2010 nur noch Mobiltelefone mit vereinheitlichtem Netzteil zu verkaufen.

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Von
  • Rudolf Opitz

Auf Druck der EU-Kommission haben sich führende Hersteller von Mobiltelefonen auf Micro USB als einheitlichen Standard für Handy-Netzteile geeinigt. Zehn Unternehmen – darunter Apple, LG, Motorola, NEC, Nokia, RIM, Samsung, Sony Ericsson und Texas Instruments – unterzeichneten am Montag in Brüssel eine entsprechende Absichtserklärung. EU-Industriekommissar Günter Verheugen rechnet damit, dass sich auch der Rest der Hersteller bald anschließt. Bereits im Februar hatte der Mobilfunkverband GSM Association (GSMA) auf dem Branchentreff Mobile World Congres (MWC) in Barcelona angekündigt, bis 2012 solle die Mehrzahl aller Handys mit einheitlichem Netzteil ausgeliefert werden. Dazu hatten sich die meisten großen Hersteller – Apple fehlte damals noch – und Netzbetreiber verpflichtet.

Michael Bültmann, Geschäftsführer von Nokia Deutschland, begrüßte die Regelung und erinnerte an die Selbstverpflichtung im Februar. Laut EU-Kommission soll die erste Generation der neuen Mobiltelefone von 2010 an zu kaufen sein. Doch gibt es bereits heute eine große Anzahl von Handys, die mit einer Micro-USB-Buchse ausgestattet sind und darüber auch geladen werden. Nokia setzt den Anschluss seit 2007 in einigen seiner Geräte ein. Derzeit sind 13 aktuelle Nokia-Modelle mit einer Micro-USB-Schnittstelle zum Laden bestückt. Auch Samsung lädt seine aktuellen Multimedia-Telefone schon über Micro USB. Umstellen müssen sich dagegen Apple und Sony Ericsson, die bislang proprietäre Stecker benutzten, welche nur an die eigenen Geräte passen. Da nahezu alle Handys 5 Volt entgegennehmen – viele lassen sich über passende Kabel auch am USB-Port des PC laden – braucht nur das Steckerformat geändert zu werden.

Der neue Standard gilt jedoch nur für alle datenfähigen Handys, also Geräte, die auch Daten mit dem heimischen Rechner austauschen oder als Funkmodem am Notebook einsetzbar sind. Laut EU-Kommission hat bereits ein Viertel der verkauften Mobiltelefone diese Funktionen. Verheugen hofft, dass sehr bald nur noch datenfähige Handys verkauft werden. In der EU gibt es derzeit 350 bis 400 Millionen Handys, jedes Jahr werden rund 180 Millionen neue Geräte verkauft. Die Micro-USB-Buchse könnte im Prinzip aber auch als reiner Ladekontakt ohne zusätzliche Datenverbindung dienen und so auch bei Einfach-Handys zum Einsatz kommen.

Mit der jetzigen Unterzeichnung des Memorandum of Understanding (MoU) kommen die Handy-Produzenten einer EU-Regelung zuvor. Mit der industrieinternen Lösung sei eine gesetzliche Regelung der EU nun nicht mehr nötig, sagte Günter Verheugen, der selbst noch sechs verschiedene Ladegeräte Schublade hat, wie der Kommissions-Vize am Montag in Brüssel erklärte. Er bezeichnete das Netzteil-Wirrwarr als einen großen Nachteil für die Verbraucher, zudem führe es zu überflüssigem Müll, dass die meisten Ladegeräte und Mobiltelefone bisher nicht zusammen funktionierten. "Einmal brauchen wir dann alle noch ein neues Handy mit Ladegerät, aber dann nie wieder", freute sich Verheugen. Die Branche schätzt, dass die Zahl der produzierten Ladegeräte halbiert werden kann. Durch alte Netzteile entstehen nach Kommissionsangaben derzeit mehrere Tausend Tonnen Abfall pro Jahr. (rop)