Was taugen POI-Apps wie Foursquare, Klicktel & Co im Alltag?

Mit dem iPhone in der Tasche sind tausende Restaurants, Ärzte und Geschäfte samt Bewertungen und Kommentaren nur einen Fingertipp weit entfernt. Oder sind es doch zwei oder mehr? Wir haben uns angesehen, was die Apps im Alltag taugen und welche die fleißigste Community haben.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Tomas Rudl
Inhaltsverzeichnis

Es ist kurz vor 22 Uhr und der grummelnde Magen schreit nach einer Pizza-Schnitte. Doch wo bekommt man die um diese Uhrzeit noch? Und wenn es mehrere Läden gibt, welcher davon ist der beste? Ortsbasierte Suche lautet das etwas sperrige Zauberwort, also die Möglichkeit, abhängig vom eigenen Standort maßgeschneiderte Suchergebnisse präsentiert zu bekommen. Das Smartphone in der Hosentasche, immer mit dem Internet verbunden, ist die perfekte Plattform für ein Angebot, das erst in den letzten Jahren so richtig an Fahrt aufgenommen hat.

POI-Apps (Point of Interest) leisten durch ihren Social-Media-­Ansatz viel mehr als herkömmliche Branchenverzeichnisse der ­Telefonbuchverlage. Das reine Auflisten von Telefonnummern und Adressen beantwortet nämlich die Frage nicht, ob das Essen im Restaurant um die Ecke auch tatsächlich so lecker ist, wie die Anzeige verspricht. Eine Community hingegen, sofern sie groß und lebhaft genug ist, kann mit Bewertungen und Kommentaren der Sache schon ein wenig näher kommen.

Das hat weitreichende Konsequenzen und wirbelt nicht nur die Telefonbuchbranche durcheinander. Eine Harvard-Studie (siehe Webcode) hat etwa den Einfluss des Bewertungsportals Yelp auf die Gastronomie-Landschaft im US-amerikanischen Seattle unter die Lupe genommen. Zu den Ergebnissen zählt unter anderem, dass ein zusätzlicher Stern im Bewertungssystem bei unabhängigen Restaurants zu einer Umsatzsteigerung von 5 bis 9 Prozent führt. Große Ketten bekommen die Auswirkungen indirekt zu spüren, indem sie Marktanteile an kleinere Unternehmen verlieren.

Die persönliche Empfehlung, die früher nur in kleinem Rahmen möglich war, erhält durch Bewertungsportale neues Gewicht. ­Massenhafte Bewertungen und Kommentare nehmen die Angst vor dem Unbekannten und haben Auswirkungen, die ganze ­Geschäftsmodelle umkrempeln können. Die Marketingbudgets großer Ketten richten nichts aus, wenn Konsumenten einfach herausfinden können, dass im benachbarten Familien-Restaurant besser gekocht und liebevoll serviert wird.

Je mehr Bewertungen abgegeben werden, umso sicherer fühlt sich zudem der Konsument, da die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass gefälschte Daten den Bewertungsdurchschnitt maßgeblich beeinflussen.

Apple hat Yelp in Siri und die Karten-App integriert. In Deutschland ist das Angebot aber recht dürftig.