Facebook nimmt schwedisches Rechenzentrum in Betrieb

Im kalten Klima Nordschwedens hat Facebook eine Halle mit rund 28.000 Quadratmetern Fläche und 40 Megawatt Speiseleistung für tausende Server gebaut, zwei weitere sollen noch folgen.

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Die schwedische Konstruktionsfirma NCC hat die Halle des Facebook-Rechenzentrums gebaut.

(Bild: NCC.se)

Viel Platz, kalte Luft und billiger (Öko-)Strom: Die kleine Stadt Luleå in Nordschweden bietet gute Voraussetzungen für die Ansiedelung von Rechenzentren. Auch Glasfaserverbindungen zum europäischen Datennetz sowie ein Internet Exchange Point sind vorhanden, dazu eine technische Universität. Aus vielen potenziellen Standorten hat das Unternehmen Facebook deshalb den Ort mit zirka 47.000 Einwohnern für das bisher einzige Rechenzentrum außerhalb der USA ausgewählt. Im Herbst 2011 war die Entscheidung bekannt gegeben worden, nun wird die erste von drei geplanten Hallen für Server in Betrieb genommen.

Das Gebäude bietet – ähnlich wie das Microsoft-Rechenzentrum in Irland – rund 28.000 Quadratmeter Platz für Server. Viele davon entsprechen den Spezifikationen des von Facebook ins Leben gerufenen Open Compute Project (OCP). Facebook verspricht sich davon Einsparungen bei den Beschaffungs- und Betriebskosten sowie für die eigenen Anforderungen optimale Packungsdichte und Wartbarkeit. Das kalte Klima in Nordschweden ermöglicht es, auf Kältemaschinen zu verzichten: Die Server werden mit aufbereiteter Außenluft gekühlt. Die Effizienz will Facebook künftig wie für die Standorte Prineville/Oregon und Forest City/North Carolina veröffentlichen.

Die Server im nordschwedischen Rechenzentrum werden mit Außenluft gekühlt - die ist kalt genug.

(Bild: Facebook)

Zur Kostendämpfung tragen am Standort Luleå außer vermutlich billigem Baugrund auch sehr niedrige Energiekosten bei: Sogar Privatleute zahlen hier je nach Vertrag weniger als 10 Euro-Cent pro Kilowattstunde, inklusive schwedischer Öko- und Mehrwertsteuer. Facebook kalkuliert mit bis zu 40 Megawatt Leistungsbedarf für jedes der drei geplanten Rechenzentren, also bis zu 120 MW; damit wäre es wohl das größte Rechenzentrum Europas. Der Lule-Fluss, nach dem Luleå benannt ist, speist mehrere große Laufwasserkraftwerke. Diese wurden schon vor Jahrzehnten gebaut, auch um die in den 1940er-Jahren errichtete Stahlfabrik und andere Industrieanlagen zu versorgen. In Luleå endet die Bahnstrecke, die Erz aus den Minen von Kiruna noch weiter im Norden heranschafft.

Facebook plant bereits zwei weitere Hallen, die Gemeinde Lulea hofft auf noch mehr Rechenzentren.

(Bild: TheNodePole.se)

Die strukturschwache Region liegt nur rund 100 Kilometer südlich des Polarkreises und fördert die Ansiedlung neuer Unternehmen nach Kräften und ganz besonders Rechenzentren. Dafür sollen umgerechnet schon rund 10 Millionen Euro an Fördermitteln geflossen sein. Obwohl ein Rechenzentrum nach der Bauphase nur recht wenigen Menschen Arbeit gibt, hofft die Region Norrbotten auf die Ansiedlung von Zulieferern und einen Leuchtturm-Effekt, auch um Absolventen der Hochschule halten zu können. Anlässlich der Fertigstellung eines Bauabschnitts im vergangenen Herbst kam sogar der schwedische König zur Besichtigung. Auch in Finnland, Island und Norwegen werden derzeit Rechenzentren geplant, Google etwa betreibt im finnischen Hamina eines mit Meerwasserkühlung. Facebook selbst baut ein weiteres Rechenzentrum in Altoona/Iowa. (ciw)