Namen von 2,6 Millionen Stalin-Opfern im Internet

Auch 70 Jahre nach dem Höhepunkt der politischen Verfolgungen in der früheren Sowjetunion müsse die Erinnerung an die Toten wachgehalten werden, sagte der Leiter der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 186 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die russische Menschenrechtsorganisation Memorial hat die Namen von 2,6 Millionen Opfern des sowjetischen Terrors unter Diktator Josef Stalin im Internet veröffentlicht. Auch 70 Jahre nach dem Höhepunkt der politischen Verfolgungen in der früheren Sowjetunion müsse die Erinnerung an die Toten wachgehalten werden, sagte der Leiter der Organisation Arseni Roginski nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Trotz eines Gesetzes über die Rehabilitierung der Opfer habe es der russische Staat bis heute versäumt, "den Terror als Verbrechen" einzustufen. Für diesen Montag kündigte Memorial in Moskau eine Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Höhepunkts des Stalinterrors an.

Vor der Zentrale des Nachfolgers des sowjetischen Geheimdienstes KGB an der Lubjanka wollen die Initiatoren zwölf Stunden lang die Namen der Todesopfer vorlesen. "Wir wollen den Opfern wieder ihre Identität zurückgeben", sagte Roginski. Viele dieser Menschen seien vor allem in der Zeit der Stalindiktatur von 1924 bis 1953 ohne Gerichtsurteil deportiert und ermordet worden. Betroffen waren nicht nur vermeintliche und aktive politische Gegner, sondern vor allem auch Bauern während der Zwangskollektivierung, nationale Minderheiten oder Juden. Für die Nachforschungen hätten das Innenministerium und andere Behörden ihre Archive geöffnet, sagte Roginski. Nach seinen Angaben fielen rund 12,5 Millionen Menschen dem politischen Terror zum Opfer.

Die Repression habe sich über Jahre hingezogen und gehöre zu den dunkelsten Kapiteln der Geschichte, sagte der russische Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin. Seit dem Ende der Sowjetunion hat die russische Generalstaatsanwaltschaft Hunderttausende Opfer rehabilitiert. In Russland wird traditionell am 30. Oktober der Opfer der politischen Repression gedacht. Memorial kämpft unter anderem für die Errichtung eines staatlichen Denkmals und eines Museums zur Erinnerung an die Verbrechen. Memorial wurde 1988 in den Zeiten der Perestroika unter anderem von dem Atomphysiker und Dissidenten Andrej Sacharow gegründet. Zu der Gesellschaft gehören ehemalige politische Gefangene und ihre Angehörigen, aber auch Jugendliche. Etwa 80 Organisationen unterstützen ihre Arbeit. (dpa) / (jk)