Die Neuerungen von Linux 3.10

Ein zweites SSD-Caching-Framework sowie Unterstützung für den Video-Decoder neuer Radeons sind zwei der wichtigsten Neuerungen von Linux 3.10. Die jetzt erhältliche Kernel-Version enthält zudem reichlich neue und verbesserte Treiber.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Nur neun Wochen nach der Freigabe von Linux 3.9 hat Linus Torvalds nun die Version 3.10 freigegeben. Damit war dieser Entwicklungszyklus rund eine Woche kürzer als viele der vorangegangenen. Und das, obwohl in die neue Kernel-Version mehr Änderungen eingeflossen sind als je zuvor, sofern man die Zahl der Commits im Quellcodeverwaltungssystem als Maßstab nimmt – beim Umfang der geänderten Zeilen liegt Linux 3.10 nämlich auf dem Niveau seiner Vorgänger.

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Im Detail

Bereits in den vergangenen Wochen hat das Kernel-Log in der Serie "Was 3.10 bringt" detailliert über die Neuerungen von Linux 3.10 berichtet:

  1. Netzwerk
  2. Dateisysteme und Storage
  3. Infrastruktur & Platform-Code
  4. Treiber

Der nebenstehende Text fasst die wichtigsten Neuerungen dieser Artikel zusammen und gibt einen Ausblick auf Linux 3.11.

Der im Linux-Kernel enthaltene Radeon-Treiber bietet nun Schnittstellen, über die sich der Unified Video Decoder (UVD) genannte Videobeschleuniger von Radeon-HD-Grafikkarten seit der HD-4000-Generation ansprechen lässt. Auf dieses Interface setzt ein quelloffener UVD-Treiber auf, den die nächste größere Überarbeitung von Mesa 3D (Version 9.2 oder 10.0) mitbringen soll. Der neue Kernel unterstützt erstmals auch den Grafikkern der Richland-Prozessoren – diese kürzlich eingeführten APUs verkauft AMD in den Baureihen A4, A6, A8 und A10. Die Radeon-GPUs der Hainan-Serie spricht Linux jetzt ebenfalls an (1, 2, 3, 4).

Systeme mit dem Grafiktreiber für Intel-GPUs können sich beim Wechsel in den Bereitschaftsmodus nun das vorübergehende Umschalten auf eine Textkonsole sparen, um das Einschlafen und Aufwachen zu beschleunigen (1, 2). Durch einige teilweise von Nvidia selbst beigesteuerte Änderungen bietet der Kernel nun Schnittstellen, über die Userspace-Grafiktreiber die 2D-Beschleunigung der als Tegra20 und Tegra30 bezeichneten System-on-Chip (SoC) von Nvidia nutzen können (u. a. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9). Darauf soll ein ein 3D-Treiber aufbauen, an dem ein Open-Source-Entwickler arbeitet.

Linux 3.10 enthält den "Block-Layer Cache" Bcache, über den sich ein Datenträger als Cache für andere Datenträger einrichten lässt – etwa eine schnelle SSD als Cache für eine langsamere Festplatte mit mehr Kapazität. Solch ein SSD-Cache kann den Zugriff auf häufig gelesene Daten beschleunigen und etwa schreibende Daten zwischenspeichern, um sie später in einem ruhigen Moment auf langsamere Datenträger zu schreiben.

Bcache ist nach dem bei Linux 3.9 integrierten Dm-Cache das zweite SSD-Cache-Framework, das in den Linux-Kernel eingeht. Verschiedene Entwickler haben sich in letzter Zeit an Benchmarks der unterschiedlichen Ansätze versucht (u. a. 1, 2). Die Ergebnisse zeigen allerdings kein klares Bild und es gab hier und da Kritik an den Messmethoden. Messwerte und Stimmen von Entwicklern lassen erkennen, dass jede Lösung unter bestimmten Bedingungen gut funktioniert, sich unter anderen aber unerwartet schlecht verhalten kann – offenbar brauchen alle noch ein wenig Reifezeit.

Das weiterhin experimentelle Dateisystem Btrfs kann jetzt die Metadaten für Extents kompakter ablegen und dadurch ein klein wenig flotter arbeiten. Ältere Kernel verstehen die neuen Dateisystemstrukturen nicht, daher müssen Anwender das neue Format explizit mit "btrfstune -x" einschalten (1, 2). Ähnlich muss man auch die experimentellen Funktionen in XFS aktivieren, durch die das XFS-Dateisystem nun zahlreiche Metadaten mit Checksummen versehen kann, um dort entstandene Inkonsistenzen zu erkennen – Details erläutert die Kernel-Dokumentation zur neuen Funktion.