Energiesparplan

Viele Smartphone-Nutzer stecken ihr Telefon jeden Abend an das Ladegerät. Das muss nicht sein: Mit Zusatzprogrammen verordnet man dem Androiden eine Energiediät und erreicht ohne Komforteinbußen deutlich längere Laufzeiten.

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Viele Smartphone-Nutzer haben sich angewöhnt, ihr Telefon jeden Abend an das Ladegerät zu stecken. Das muss nicht sein: Mit Zusatzprogrammen verordnet man dem Androiden eine Energiediät und erreicht ohne Komforteinbußen deutlich längere Laufzeiten.

Wenn man alle nicht benötigten Dienste abschaltet und das Display auf eine möglichst geringe Helligkeit dimmt, hält das Smartphone länger durch. So weit, so einfach. Doch in der Praxis scheitert dieser Ansatz am fehlenden Komfort: Wer will sich schon bei jedem Verlassen des Hauses durch die Einstellungsmenüs hangeln, um das WLAN abzuschalten?

Und mit dem WLAN alleine ist es noch lange nicht getan. GPS-Empfänger und 3G-Datenfunk gelten als Verbraucher mit hohem Energiebedarf; die Bildschirmhelligkeit wirkt sich ebenfalls stark auf die Laufzeiten aus. Die meisten Androiden zeigen in ihren Einstellungsmenüs, welche Verbraucher die meiste Energie benötigen – hier outen sich vor allem das Display und der Mobilfunk-Standby als Energiefresser.

Das Display nimmt in der Summe die meiste Energie auf – ob nach einer ausgedehnten Surfsession ...

Die Liste zeigt aber nur den über die gesamte Laufzeit summierten Verbrauch als Prozentwert des Gesamtverbrauchs an – welcher Verbraucher zu welchem Zeitpunkt wie stark genau an der Akkuladung nagt, kann man nicht herauslesen. Wir haben daher ein Motorola Milestone modifiziert, um die aus dem Akku entnommene Leistung in verschiedenen Betriebszuständen zu messen (siehe Tabelle). Diese Werte lassen sich nicht eins zu eins auf andere Smartphones übertragen, zeigen aber eine Tendenz auf. Auffällig war die doch recht geringe Leistungsaufnahme von GPS-Empfänger und WLAN-Modul im Standby – auf der anderen Seite hatten wir nicht damit gerechnet, dass Bluetooth selbst im Standby einen recht hohen Verbrauch aufweist.

... oder bei gelegentlicher Nutzung.

Die Leistungsaufnahme im Flugmodus unterscheidet sich um Größenordnungen von der bei Nutzung: Der gleichzeitige Upload einer Datei per UMTS und das Aufnehmen eines Videos schlägt mit knapp 3 Watt zu Buche, der Flugmodus mit nur 6,4 Milliwatt – Faktor 500. Das ist der Grund, warum auch kurze aktive Phasen sich so negativ auf die Standby-Zeit auswirken. Schaltet man etwa für fünf Minuten das Display an, verringert sich die Standby-Zeit im Flugmodus um fast sechs Stunden. Der 5180-mWh-Akku des Milestone würde nach unseren Messungen im GSM-Modus für eine Standby-Zeit von fast 14 Tagen ausreichen – doch das ist nur die Theorie. Denn in der Praxis saugen verschiedene Hintergrunddienste zusätzlich am Akku und verringern damit diesen Wert.

Leistungsaufnahme des Motorola Milestone
Betriebszustand zusätzliche Leistungsaufnahme
GSM/EDGE Standby 11,6 mW
UMTS Standby 18,3 mW
WLAN Standby 7,8 mW
EGDE Download 853 mW
EGDE Upload 1179 mW
GSM-Telefonat 511 mW
UMTS Download 1349 mW
UMTS Upload 1410 mW
MP3 abspielen 160 mW
Video abspielen (fullscreen)1 1135 mW
UMTS-Telefonat 983 mW
Videoaufnahme1 1557 mW
Kamera1 934 mW
WLAN Download 1158 mW
Display 310 … 730 mW
Bluetooth empfangen 751 mW
WLAN Upload 479 mW
Bluetooth senden 487 mW
Bluetooth Standby 2,8 mW
GPS Standby 0,4 mW
GPS Suche 550 mW
1 Leistungsaufnahme des Displays abgerechnet
Die Werte geben die zusätzliche Leistungsaufnahme zur Grundlast des Flugmodus mit 6,4 mW an.

Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O im vergangenen Jahr stellte der Google-Ingenieur Jeffrey Sharkey den Energieverbrauch von Hintergrunddiensten in den Mittelpunkt eines Vortrags: Wenn eine Anwendung etwa alle zehn Minuten für acht Sekunden eine Verbindung zum Netz aufnimmt, bedeutet dies in einer Stunde etwa eine Verdopplung des Standby-Verbrauchs – auch wenn im Endeffekt gar keine neuen Informationen verfügbar sind. Dies summiert sich bei mehreren Anwendungen: Wenn Facebook- und Twitter-Einträge zu aktualisieren sind, das Wetter-Widget mit neuen Daten versorgt wird und Google Mail im Hintergrund nach neuen Nachrichten sucht, kann der Energieverbrauch weiter ansteigen. Sharkey gab Programmierern deshalb den Rat, vor einer Aktualisierung zunächst zu prüfen, ob bereits eine Verbindung besteht – eine Synchronisierung all dieser Dienste führe bereits zu einer längeren Standby-Zeit.