StudiVZ tut sich im Ausland schwer

In Italien und Spanien läuft es nicht den Erwartungen entsprechend. Neue Manager sollen die Geschäfte vor Ort besorgen, in Berlin mussten dafür Mitarbeiter gehen.

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Beim Vorzeigekind der deutschen Web-2.0-Szene sind mit dem neuen Chef auch neue Prioritäten eingezogen. Der Neue an der Spitze von StudiVZ, Marcus Riecke, steht weniger für gruschelige Start-up-Atmosphäre als für wirtschaftliche Effizienz. Riecke war Ende August im Auftrag von Holtzbrinck angetreten, um das Unternehmen auf Kurs und vor allem aus den Schlagzeilen zu halten. Für die hatte besonders das bizarre Verhalten eines der jugendhaften Gründer gesorgt. Aber auch ohne Ehssan Dariani war StudiVZ immer für eine Negativschlagzeile gut, wie zuletzt die von Aimaq Rapp Stolle produzierten kontroversen Viralvideos einmal mehr bewiesen haben.

Doch auch schlechte PR kann nicht auf Dauer davon ablenken, dass StudiVZ ein Unternehmen mit wirtschaftlichen Zielen ist. Im kommenden Jahr sollen schwarze Zahlen geschrieben werden. Das Portal muss noch beweisen, dass es die Millionen von Seitenabrufen und Besuchern auch in bare Münze umsetzen kann. Und es muss weiter wachsen. Während die deutsche Web-2.0-Szene noch von den 15 Milliarden US-Dollar träumt, die das große Vorbild Facebook nun angeblich wert sein soll, backt man in Berlin inzwischen wieder etwas kleinere Brötchen. Zwar ist man bei Holtzbrinck mit der Entwicklung der deutschen Plattform (nach eigenen Angaben rund 4 Millionen Mitglieder) und des Schüler-Ablegers SchülerVZ (1,7 Millionen) zufrieden, doch entwickelt sich das Netzwerk im Ausland nicht wie gewünscht.

Außer in Polen, wo StudiVZ mit der Plattform studentix.pl vertreten ist, läuft es international nicht richtig rund. So heißt es, in Italien und Spanien bekomme die Holtzbrinck-Tochter nur schwer ein Bein auf den Boden, das Wachstum bliebe hinter den Erwartungen zurück. Riecke, meint ein Branchenkenner, greife nun durch. So habe er die Ausgaben für die internationale Expansion zusammengestrichen und die Teams in Berlin verkleinert.

Die ausländischen Portale sollen vor Ort geführt werden, neue Geschäftsführer für die Auslandsableger sind zum Teil schon gefunden. Die bisher in Berlin für die fremdsprachigen Portale zuständigen Mitarbeiter sind damit überflüssig geworden. Mindestens 40 der etwa 150 Mitarbeiter, so ist aus Branchenkreisen zu hören, sollen bereits Ende vergangenen Monats entlassen worden sein. Andere Quellen sprechen von knapp der Hälfte des Teams.

Konstantin Urban, einer der zwei Chefs von StudiVZ-Mutter Holtzbrinck Networks, bestätigte auf Anfrage, dass es Entlassungen gegeben hat, darunter auch studentische Mitarbeiter und Praktikanten. Für Zahlen verwies Urban an einen StudiVZ-Sprecher, der von einem Stellenabbau in größerem Umfang aber nichts wissen will. StudiVZ habe die internationalen Teams von Berlin ins Ausland verlagert, davon seien auch einige Studenten und Praktikanten betroffen gewesen. Weitere Entlassungen könne er nicht bestätigen. Das Unternehmen wachse und stelle weiter ein. (vbr)