Microsoft baut auf Werbung in der Xbox

Microsofts Xbox One wurde im Hinblick auf die Vermittlung von Werbung entwickelt. Benutzer sollen das als natürlichen Bestandteil empfinden, erklärte ein Microsoft-Mitarbeiter im Interview.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Das Magazin Sticktwiddlers berichtet über ein Interview mit Mitgliedern von Microsofts Xbox LIVE Anzeigen-Team und zitiert einen nicht namentlich genannten "Senior Digital Art Director/UX Designer" mit zweierlei plakativen Äußerungen:

Einerseits habe dieser Ansprechpartner unumwunden eingeräumt, wie viele Gamers empfinde auch er die Integration der Bewegungserkennung per Kinect in vielen Spielen als völlig überflüssig. Die meisten Anwender nutzten die Kinect nur für die Sprachsteuerung im Dashboard und einigen Spielen. Das funktioniere großartig, doch wenn man eine halbe Stunde lang dasitze und etwa Forza 4 mit Gesten spielen wolle, sei das schlicht dümmlich.

Andererseits biete die Xbox One sehr geschmeidige Übergänge zwischen Computerspiel und TV und schaffe sozusagen den Sprung aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer. Dort säße dann mitunter die ganze Familie oder eine Gruppe von Freunden vor dem Bildschirm, und die Spracherkennung der Kinect bekäme das mit. Wie der Microsoft-Mitarbeiter leicht säuerlich bemerkte, erhalten Anzeigenpartner zum Schutz der Anwender zwar weniger von den Erkenntnissen einer Kinect mit als die Spieleentwickler. Immerhin sei es aber möglich, passend zur Situation gezielte Werbung für Einzelpersonen oder Gruppen zu präsentieren. Zwar habe es schon vorher minimale Ansätze zur Personalisierung von Werbung gegeben, aber bei der Xbox 360 sei das eher ein Nachgedanke gewesen, während man bei der neuen Xbox von vornherein Werbung im Kopf habe. "Eine Menge der Einschränkungen, die wir zurzeit haben, wird sich hoffentlich lockern, sodass wir bessere [Werbe-]Möglichkeiten erhalten", erklärte der Microsoft-Mitarbeiter, "Wir werden uns definitiv auf Sharing-Funktionen einstellen, wenn wir die neue Anzeigen-Engine der neuen Xbox einsetzen, weil das extrem wichtig für uns ist, aber im Augenblick können wir das nicht, hauptsächlich wegen der Anmeldesystems".

Was er damit gemeint haben könnte, ist zum Beispiel die Gesichtserkennung via Kinect und darauf aufbauend die weitere Personalisierung von Werbeanzeigen, womöglich mit weiterer Spezialisierung anhand der Nutzerdaten des Xbox LIVE-Kontos, Geschlecht, Alter, Aufenthaltsort, Medien-Gewohnheiten der Anwender.

Wie Microsoft den Geschäftsansatz gegenüber Anwendern rechtfertigt, lässt sich aus der Beschreibung des zitierten Mitarbeiters ablesen: "In der Xbox ist die Werbung ein Teil der eigentlichen Nutzererfahrung, nichts was von draußen kommt. Der einzige Unterschied ist, dass unsere Anzeigen recht klein und nicht nervig sind. Die Leute machen sich gar nicht bewusst, dass sie auf Werbebanner klicken, weil sie eben wissen, dass das zum Dash gehört. Sie wissen, wenn sie darauf klicken, werden sie nicht wie im Web von irgendetwas Verrücktem oder Gefährlichen überrollt. Alles was [in der Xbox] landet, haben wir gestaltet." (hps)