LBB-Datenskandal ist vertuschter Stollen-Diebstahl

Die Meldung zum Fest: Aus dem Skandal um die in der Redaktion der Frankfurter Rundschau aufgetauchten Kreditkartendaten wird eine kuriose Geschichte um einen gestohlenen Christstollen.

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  • dpa

Der Datenskandal bei der Landesbank Berlin (LBB) hat sich als vertuschter Diebstahl eines Weihnachtsstollens entpuppt. Zwei Kurierfahrer haben dies eine Woche nach dem Eingang zehntausender Kreditkartendaten bei der Frankfurter Rundschau den Ermittlern gestanden. Wie die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft am heutigen Freitag berichtete, hatten die Männer ein an die Zeitung adressiertes Paket geöffnet und das Gebäck gestohlen. Anschließend klebten sie das Etikett des Stollen-Paketes auf eine von sechs für die LBB bestimmte Sendungen. So erhielt die Zeitung statt des ihr zugedachten Stollens die vertraulichen Datensätze.

Die 27 und 35 Jahre alten Kurierfahrer gaben den Stollen-Diebstahl und das Umetikettieren laut Staatsanwaltschaft zu. Sie hätten so das Verschwinden des Pakets mit dem Stollen, das als Weihnachtsgeschenk an den Chefredakteur der Zeitung adressiert gewesen sein soll, vertuschen wollen. Die überraschende Wendung des Falls nannte die Sprecherin "eine wahre Weihnachtsgeschichte". Noch nie sei der Diebstahl eines Stollens mit so großem Aufwand ermittelt worden. Die Frankfurter Polizei hatte federführend wegen des Verdachts der Datenausspähung ermittelt.

Das Auftauchen der LBB-Daten hatte die Debatte über Datenschutz bei privaten Unternehmen angeheizt. Die LBB hatte am Donnerstag erklärt, es seien 130.000 Kreditkartenbesitzer betroffen. Sie wolle die Karten im Januar "rein vorsorglich" kostenfrei austauschen. Den beiden Kurierfahrern droht nun ein Verfahren wegen Diebstahls und Unterdrückens von Postsendungen. Der Wirbel um die Daten spiele dagegen keine Rolle, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Vom Inhalt des Bankpaketes hätten die Männer schließlich nichts gewusst.

Das Frankfurter Unternehmen Atos Worldline hatte die Pakete an die LBB auf den Weg gebracht, nachdem es die Daten für die Bank archiviert hatte. Der von der Firma beauftragte Kurierdienst gab den Auftrag den Ermittlern zufolge an ein anderes Unternehmen weiter. Bei einer Sammelstelle in Mainz kreuzten sich dann die Wege des Paktes mit dem Weihnachtsstollen und die Sendungen für die LBB.

Nach dem Auftauchen der Daten hatte der Bundesdatenschutz-Beauftragte Peter Schaar von einer neuen kriminellen Dimension gesprochen. Der Berliner Datenschutz-Beauftragte Alexander Dix kritisierte, dass große Unternehmen externe Dienstleister mit dem Transport beauftragten. Die LBB hatte angekündigt, bis Weihnachten sollten betroffene Kunden ein Entschuldigungsschreiben erhalten.

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(dpa) / (vbr)