Cybermobbing-Studie: Jeder dritte Schüler ist Opfer oder Täter

Eine bis 2015 angelegte Studie soll über die Betroffenenzahlen hinaus auch Erkenntnisse zu Mechanismen und Abläufen des Cyber-Mobbing liefern. Dafür werden Schüler mehrfach befragt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sylvia Beckers

Laut einer am Freitag veröffentlichen Studie haben ein Drittel der befragten Schüler Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht. Für die Untersuchung der Institute für Kommunikationswissenschaften an den Universitäten Münster und Hohenheim wurden 5656 Schüler an 33 Schulen im süddeutschen Raum befragt. Am häufigsten mobben die Täter demnach mit beleidigenden Mails (14,5 Prozent). Eine weitere Ausprägung ist das Weiterleiten vertraulicher Informationen (7,9 Prozent). Besonders verletzende Formen des Cybermobbings wie das Hochladen peinlicher Bilder oder Videos wurden vergleichsweise selten genannt (1,9 Prozent). Aus Sicht der Opfer ist die Verteilung ähnlich.

Die Unterscheidung zwischen Täter und Opfer ist dabei nicht immer klar: Ein Drittel der Befragten zählt zu einer Mischgruppe – mehr als beim „traditionellen“ Schulmobbing. Daran zeige sich, dass das Internet besonders für Racheaktionen geeignet sei, meint Projektleiter Thorsten Quandt von der Universität Münster. Opfer können im Internet leichter selbst zu Tätern werden. Die Studie zeigt außerdem, dass das Cybermobbing mit den Klassenstufen deutlich zunimmt. Studienleiterin Ruth Festl von der Universität Hohenheim sieht als Gründe dafür einerseits die höhere Medienkompetenz und andererseits die geringere elterliche Kontrolle bei älteren Jugendlichen.

Die Befragung ist Teil des Forschungsprojekts „Cybermobbing an Schulen“, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Das Projekt ist langfristig angelegt und soll weitere Aspekte des Mobbings über das Internet beleuchten – so zum Beispiel die Mechanismen und Motive hinter Cybermobbing. Auch für die Rolle der Mediennutzung der Schüler und deren soziales Umfeld interessieren sich die Wissenschaftler. Bis 2015 werden sie rund 6000 Schüler an Haupt- und Realschulen sowie an Gymnasien insgesamt drei Mal zu ihren Erfahrungen und ihrem Verhalten im Netz befragen. Die Ablaufmuster und Effekte, die dabei zum Vorschein kommen, sollen dann Grundlage für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen sein.

Das Thema Cybermobbing ist schon seit Längerem Gegenstand verschiedener Untersuchungen. Erfahrungen mit dem Mobbing übers Internet werden beispielsweise in der jährlichen Studie „Jugend, Information, (Multi-)Media“ (JIM-Studie) erfragt. Zwei psychologische Studien der Pädagogischen Hochschule Thurgau sowie der Universitäten Zürich und Berlin kamen zu dem Schluss, die Häufigkeit von Cybermobbing unter Jugendlichen werde überschätzt. ()