Siemens-Chef Löscher muss gehen

Nach dem Wirbel um die neueste Gewinnwarnung bei Siemens muss Konzernchef Peter Löscher seinen Hut nehmen. Der Aufsichtsrat wird am Mittwoch über seine Ablösung abstimmen. Auch einen Nachfolger soll es schon geben

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Peter Löschers Tage als Siemens-Chef sind gezählt. Nach der neuerlichen Gewinnwarnung am Donnerstag war der Druck auf den Österreicher noch einmal gestiegen, erste Gerüchte über eine mögliche Ablösung machten die Runde. Am Samstag tagte der Aufsichtsrat. Am Abend dann, nach einer langen Sitzung, die Entscheidung: In seiner Sitzung am Mittwoch werde das Aufsichtsgremium über die Abberufung des Vorstandschefs und die Einsetzung eines Nachfolgers abstimmen, teilte das Unternehmen am Samstagabend in München mit. Nach Erkenntnissen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ist dieser Nachfolger Finanzvorstand Josef "Joe" Kaeser.

Löschers Ablösung hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet, nachdem Siemens am Donnerstag die Anleger mit einer neuerlichen Gewinnwarnung geschockt hatte. Die für 2014 angepeilte operative Marge von mindestens zwölf Prozent werde voraussichtlich nicht erreicht, hatte das Unternehmen erklärt. Das Gewinnziel galt als Kernstück des milliardenschweren Sparprogramms "Siemens 2014". Für sein Erreichen waren Löscher und Kaeser persönlich eingetreten. Es war bereits die zweite Gewinnwarnung innerhalb von nicht einmal drei Monaten. Im Mai hatte Löscher nach einem Gewinneinbruch seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigieren müssen.

Laut FAZ hat aus Löschers Sicht kein Anlass bestanden, das verfehlte Renditeziel zu veröffentlichen. Siemens habe die Meldung nur deshalb herausgegeben, "weil gewisse Kreise im Unternehmen darauf gedrungen hätten, das Verfehlen der Ergebnisziele feststellen zu lassen". Danach habe kein Weg an einer Ad-hoc-Mitteilung vorbeigeführt. Von einem "Putsch" sei die Rede.

Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme hatte Löscher 2007, mitten im Strudel des milliardenschweren Schmiergeld-Skandals, an die Konzernspitze geholt. Damals galt er als Hoffnungsträger, der das vom Korruptionsskandal erschütterte Unternehmen wieder auf einen geraden Kurs bringen sollte.

Doch hatte Löscher immer wieder mit Problemen zu kämpfen – zuletzt mit der Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen. Dazu gehören die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und Verzögerungen bei der Anbindung von Nordsee-Windparks. (Mit Material von dpa) / (vbr)