Freescale befeuert Spekulationen um Apple-Netbook [Update]

Der Chiphersteller Freescale illustriert seine Pressemitteilung zum sparsamen Embedded-Prozessor i.MX51 mit dem Bild eines Apple-Netbooks.

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Netbook mit Touchscreen und Mac OS

(Bild: Freescale)

Der Chiphersteller Freescale will im zweiten Halbjahr 2009 die Serienfertigung des hoch integrierten System-on-Chip (SoC) i.MX51 mit 1-GHz-ARM-Kern aufnehmen, das in Netbooks mit Linux-Betriebssystem zum Einsatz kommen soll.

(Update:) Als Illustration für ein Presse-Briefing zu diesem Thema verwendet Freescale ein Bild, das ein Mobilgerät ohne Tastatur und mit Apple-Betriebssystem zeigt. Wie Freescale nun betont, sei aber "die Spekulation über eine Beziehung zwischen Freescale und einem möglichen Apple-Netbook falsch". Freescale werde in den Netbook-Markt einsteigen, aber dabei gehe es eindeutig um Geräte mit ARM-Prozessoren und Linux als Betriebssystem.

Die Ex-Motorola-Chipsparte Freescale will vom aktuellen Netbook-Trend profitieren – allerdings nicht, wie man auch erwarten könnte, mit einem PowerPC-Prozessor, sondern mit einem von ARM lizenzierten Cortex-A8-Kern (ARMv7). Im Embedded-Kombiprozessor i.MX51 stecken aber noch viele weitere Funktionsblöcke, darunter ein 2D/3D-Grafikkern und ein DDR-/DDR2-Speichercontroller. Den 65-Nanometer-Prozessor will Freescale ab dem zweiten Quartal 2009 in Serie produzieren, sodass damit bestückte Netbooks rechtzeitig zur "Holiday Shopping Season" 2009 in den Handel kommen. Für i.MX-Netbooks offeriert Freescale zudem noch einen Energieverwaltungschip (MC13982), einen Soundchip (SGTL5000), einen Beschleunigungssensor und einen Touchscreen-Controller.

Bisher verkauft Freescale in der i.MX-Baureihe (PDF-Datei) nur Prozessoren mit ARM9- und ARM11-Kernen; von den leistungsfähigsten Varianten i.MX35 und i.MX37 gibt es noch keine vollständigen öffentlichen Datenblätter. Unterschiedliche i.MX-Varianten – teilweise, wie der i.MX31, mit GPU-IP-Cores aus der PowerVR-Baureihe von Imagination Technologies ausgestattet – kommen in den für solche Embedded-Prozessoren typischen Anwendungen wie Handys, Smartphones, Navigationsgeräten, Steuerungssystemen und Autos zum Einsatz.

Intel zielt mit den x86-kompatiblen Atom-Prozessoren und hoch integrierten SoCs stärker auf solche Marktsegemente, die bisher die 32-Bit-Microcontroller der Firma ARM dominieren. ARM versucht im Gegenzug, auch Anwendungsbereiche zu erobern, die höhere CPU- und GPU-Performance verlangen, betont aber die spezifischen Vorzüge der ARM-Kerne, insbesondere niedrige Leistungsaufnahme und Preise. In Bezug auf i.MX51-Netbooks bedeutet das laut Freescale, dass Geräte mit 8,9-Zoll-Displays für weniger als 200 US-Dollar machbar sein sollen, deren Akku bis zu 8 Stunden lang nicht nachgeladen werden muss.

Als Betriebssystem schlägt Freescale Ubuntu-Linux vor und verweist auch auf die verbesserte Adobe-Flash- (und AIR-)Unterstützung für ARM-Kerne. ARM hatte in den letzten Monaten diesbezüglich Kooperationen mit Adobe und Canonical angekündigt. Der GPU-Teil des i.MX51 soll OpenVR- und OpenGL-(ES-)kompatibel sein; für die PowerVR-MBX-Grafik gibt es auch Linux-Treiber. Die Asus-Fertigungssparte Pegatron soll ein i.MX51-Referenz-Netbook ausliefern.

Geräte mit i.MX51 brauchen nur wenige zusätzliche Chips

(Bild: Freescale)

Zu dem in der i.MX51-Pressemeldung abgebildeten Apple-Netbook, das offenbar mit einem Touchscreen ausgestattet ist, macht Freescale keine weiteren Angaben. Die Abbildung suggeriert, dass Apple Mac OS X auch auf ARM-Kerne portiert hat, denn es handelt sich offenbar nicht um das iPhone OS. Wenn man von der Größe der (auf dem größeren Bild gezeigten) beiden seitlichen USB-Buchsen ausgeht, dann ist das mögliche Apple-Netbook mit einem 12-Zoll-Display im 16:10-Format ausgestattet. Ein Netbook mit 12-Zoll-Touchscreen dürfte den von Freescale genannten Preisrahmen von 200 US-Dollar weit überschreiten.

(Update:) Die von Freescale anscheinend als bloße Illustration verwendete Grafik ist schon früher auf anderen Webseiten aufgetaucht. Bereits im November 2007 hatte es Spekulationen über einen von Asus gefertigten Tablet-PC von Apple gegeben. Anfang Dezember 2008 gab es dann Gerüchte über den Einsatz des ARM Cortex A8 in Netbooks mit Linux oder auch Google Android als Betriebssystem. Weshalb Freescale in dem Pressebriefing keine Abbildung des von Pegatron gefertigten Entwicklermusters zeigt, ist rätselhaft.

Bisher wurde auch spekuliert, ein künftiges Apple-Netbook werde mit PowerPC-Kernen von P.A. Semi arbeiten. P.A.-Semi-Mastermind Daniel (Dan) Dobberpuhl war allerdings auch an der StrongARM-Entwicklung beteiligt. Am morgigen Dienstag wird Apple-Marketingchef Philip W. Schillerstatt Steve Jobs – die Keynote zur Macworld halten; falls Apple tatsächlich ein Netbook mit Touchscreen plant, dürfte er darüber mehr verraten.

Über die Marktchancen für Netbooks ohne x86-Prozessoren lässt sich bislang nur spekulieren. Wie der Netbook-Boom beweist, gibt es rege Nachfrage nach bezahlbaren "Mobile Companions", die mehr Performance und Funktionen bieten als Smartphones, aber kompakter und billiger sind als herkömmliche Notebooks. Das Gerätekonzept von einfachen Surfbegleitern ist dabei alles andere als neu, war aber bisher nicht erfolgreich: Sogenannte Web- oder Surf-Pads gibt es schon seit Jahren, Palm hat seinen Foleo 2007 allerdings noch vor dem Erscheinen eingestellt. Mit dem chinesischen Jee-PC 400S ist zurzeit bereits ein 180-Euro-Netbook mit MIPS-Linux auf dem Markt, bald soll der winzige Mobile Messenger namens iKIT mit 320-MHz-ARM (Marvell XScale) starten. Auch Nvidia (mit Tegra) und Qualcomm (mit dem Dual-Core-"Snapdragon"-Prozessor QSD8672) wollen ARM-Netbooks möglich machen. (ciw)