SCO vs. Linux: Erneute Unterlassungsklagen gegen SCO in Deutschland

Nachdem auf SCO-Webseiten erneut abfällige Bemerkungen über Linux auftauchten, pochten deutsche Firmen auf von SCO-Rechtsanwälte bereits abgegebene Erklärungen, die Behauptung zu unterlassen, dass Linux ein nicht autorisiertes Derivat von Unix sei.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 83 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Gegen die SCO Group GmbH und ihren mutmaßlichen Geschäftsführer Mike Olson haben die Bonner Tarent GmbH sowie die Bremer Univention erneut Ordnungsverfahren gestartet, nachdem unter der URL www.sco.de/scosource/letter_to_partners.html wieder abfällige Bemerkungen über Linux aufgetaucht sind. Unter derselben URL waren bereits im Jahre 2003 Behauptungen aufgestellt worden, gegen die sich die deutschen Linux-Firmen erfolgreich verwahrt hatten. Für diesen Wiederholungsfall haben die Rechtsanwälte von SCO bereits die geforderten Erklärungen abgegeben, im geschäftlichen Verkehr die Behauptung zu unterlassen, dass Linux ein nicht autorisiertes Derivat von Unix sei. Seit gestern sind die inkriminierten Webseiten bei SCO, seit einiger Zeit vor allem wegen der gerichtlichen Auseinandersetzungen über angebliche Copyright-Verletzungen in Linux sowie um die Copyrights an Unix bekannt, nicht mehr erreichbar.

Gegenüber heise online eklärte Tarent-Geschäftsführer Elmar Geese: "Wir finden es befremdlich, aber nicht weiter überraschend, dass SCO kurz vor seinem Ende nochmal versucht, das zu tun, für das es von seinen Unterstützern in Wirklichkeit bezahlt wird: möglichst geschäftsschädigende Unwahrheiten über Linux zu verbreiten." Statt 'wehret den Anfängen' wie anno 2003 ist für Linux-Firmen ein 'wehret den Enden' angesagt: "Auch wenn SCO nach unserer Meinung am Ende ist, kann man das nicht durchgehen lassen. Mit Erfolg, denn die Seiten sind vom Netz", betonte Geese.

Der Protest von Tarent, Univention und anderen Linux-Firmen richtet sich gegen die Formulierung "As we have progressed in our discovery related to this action, SCO has found compelling evidence that the Linux operating system contains unauthorized SCO UNIX intellectual property (IP)" und gegen die Drohung "If a customer refuses to compensate SCO for its UNIX intellectual property found in Linux by purchasing a license, then SCO may consider litigation." In der von den Rechtsanwälten abgebene Unterlassungserklärung verpflichtet sich die SCO Group GmbH, im Falle der Zuwiderhandlung jeweils 20.000 Euro an die klagenden Firmen zu zahlen. Warum die alten Seiten wieder aufgetaucht sind, konnte bislang technisch nicht erklärt werden. Im dem heise online vorliegenden Schreiben der Rechtsanwälte heißt es ferner, dass Mike Olsson als Geschäftsführer der SCO Group GmbH ausgeschieden ist. Das wiederum werten die Unterlassungskläger als Veröffentlichung falscher Geschäftsdaten, weil Olsen nach wie vor auf den deutschen Webseiten als Geschäftsführer genannt wird. Die SCO GmbH wollte auf Nachfrage keine weitere Auskunft geben, in einem aktuellen Handelsregisterauszug wird ein Mike Olson aber noch als Geschäftsführer ausgewiesen.

Read also the Englisch version of this article: [ticker:98771 SCO vs. Linux: renewed actions to cease and desist against SCO in Germany]

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)