Verdächtiges Verhalten bei Versteigerung österreichischer Frequenzrechte

Die beiden interessierten Unternehmen an Frequenznutzungsrechten im 450-MHz-Band hätten nicht so geboten, wie es in einem echten Kampf um die Frequenzrechte zu erwarten gewesen wäre, berichtet die österreichische Telekom Control Kommission.

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Die österreichische Telekom Control Kommission (TKK) berichtet von einem "auffälligen" Verlauf bei der Versteigerung von Frequenznutzungsrechten im 450-MHz-Band am 24. Juni. Die beiden interessierten Unternehmen haben nicht so geboten, wie es in einem echten Kampf um die Frequenzrechte zu erwarten gewesen wäre. Doch die Behörde hat keine Beweise für Unredlichkeiten und teilt daher die Frequenzrechte laut Versteigerungsergebnis zu – zum Rufpreis.

Die Schrack Mediacom GmbH erhält 2 × 2,5 MHz zum Preis von 204.000 Euro, die Kapsch CarrierCom AG die restlichen 2 × 1,94 MHz für 153.000 Euro. In Summe ergibt das 357.000 Euro, was genau der Rufpreis war. Zum Vergleich: 2006 waren die gleichen Frequenzen trotz kostspieliger Versorgungsauflagen für fast sechs Millionen Euro versteigert worden. Damals hatten T-Mobile und Green Networks zugeschlagen, aber keine Sender in Betrieb genommen und, um Strafzahlungen zu vermeiden, wieder auf die Frequenzrechte verzichtet. 2008 scheiterte eine Neuvergabe schlicht daran, dass sich keine Interessenten fanden.

In ihrem aktuellen Bescheid führt die TKK aus, dass Kapsch in der verdeckten Bietphase sein Gebot nicht erhöhte, obwohl dadurch die Gefahr bestanden hätte, gar keine Frequenzrechte zu bekommen. Das Unternehmen gab auch keine Zusatzgebote für die übrigen Frequenzblöcke ab, obwohl es dadurch mehr Spektrum zum Rufpreis hätte bekommen können.

Schrack wiederum habe das Gebot um einen deutlich zu geringen Betrag erhöht. Auch Schracks Zusatzgebot für alle Blöcke sei "zu einem derart geringen Wert (erfolgt), dass für dieses Gebot niemals die Chance bestand, zu gewinnen." Doch dann muss die TKK eingestehen: "Ein kollusives Verhalten der Antragsteller vor oder während der Auktion konnte jedoch im Ergebnis nicht festgestellt werden. "

Das 450-MHz-Spektrum ist in Österreich seit der 1997 erfolgten Abschaltung des C-Mobilfunknetzes (NMT-Standard) ungenutzt. Das Spektrum ermöglicht zwar die Abdeckung großer Gebiete mit wenigen Sendeanlagen, doch ist die Breite des Spektrums ziemlich bescheiden. Somit kann auch nur bescheidene Kapazität für Datenübertragungen bereitgestellt werden.

Bislang wird nicht ganz deutlich, was die neuen Rechteinhaber mit dem Funkspektrum anstellen werden. Kapsch CarrierCom spricht davon, Funkverbindungen zum Auslesen von Strom- und Gaszählern bereitzustellen. Ob das allein als wirtschaftliche Basis ausreicht, wird sich zeigen.

Von der Schrack Mediacom sind noch keine Pläne bekannt. Die Firma gehört Werner Kasztler, der in den 1990er-Jahren selbst im Vorstand einer Kapsch-Firma tätig war, bevor er Vorstandsmitglied bei der Telekom Austria wurde. 2004 ersteigerte Schrack Mediacom die einzigen bundesweiten Frequenzrechte im 3,4- und 3,5-GHz-Band, einem typischen WiMAX-Band. Anfang 2005 übertrug Schrack Mediacom die WiMAX-Frequenzrechte an die WIMAX Telecom, deren Geschätsführer Kasztler bis 2007 war. 2009 ging WIMAX Telecom in Konkurs. (jk)