Landesmedienanstalt: Internet als erste Informationsquelle

Das Internet setzt der Zeitung stärker zu, als dem Fernsehen, glaubt der Chef der Landesmedienanstalt in Niedersachsen. Dennoch hat die Zeitung Zukunft, wenn sie auf Qualität setzt und Abonnenten für digitale Angebote wirbt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Michael Evers
  • dpa

Die Informationsflut im Internet wird die Zeitung nach Einschätzung des Direktors der Niedersächsischen Landesmedienanstalt, Andreas Fischer, nicht verdrängen, aber verstärkt zu digitalen Angeboten zwingen. Der Fernsehkonsum befindet sich trotz des Internets weiter auf Rekordniveau, sagte Fischer im Interview mit dpa.

Gerade für junge Leute ist das Internet heute häufig die erste Informationsquelle. Wie sehen Sie die Entwicklung der klassischen, auf Papier gedruckten Zeitung?

Andreas Fischer: Printmedien werden in Zukunft eine Ergänzung des Internets sein. Die gedruckte Tageszeitung wird nicht vom Markt verschwinden, aber das primäre Medium wird das Internet sein – bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das heute schon so. Deshalb müssen die Verlage auch neue Wege gehen, um aus Printabonnenten und heutigen Nichtlesern nach Möglichkeit zahlungsbereite Digitalabonnenten zu machen. Warum sollte es nicht möglich sein, beispielsweise gezielt den Lokalteil oder den Sportteil als E-Paper zu abonnieren?

Wie verändert sich die Fernsehnutzung durch die vielfältigen Angebote gerade auch von Filmen und Portalen wie Youtube im Internet?

Fischer: Die durchschnittliche tägliche Sehdauer in Deutschland liegt seit 2010 mit rund 220 Minuten auf Rekordniveau. Das lineare Fernsehen behauptet sich also gegenüber Abrufangeboten im Netz erstaunlich gut. Auch die Mediatheken der TV-Sender werden zunehmend intensiv genutzt. Ein Ende des Wachstums beim Konsum von Videoangeboten ist noch nicht in Sicht. Da unser Zeitbudget naturgemäß begrenzt ist, findet jetzt auch oft eine Parallelnutzung auf dem sogenannten second screen statt.

Wie können die Medien sich mit Qualitätsjournalismus im Internet behaupten? Sind kostenpflichtige Angebote der einzige Weg?

Fischer: Qualitätsjournalismus braucht professionelle Strukturen, die finanziert werden müssen. Spiegel Online beispielsweise zeigt, dass Bannerwerbung bei hoher Reichweite diese Finanzierung leisten kann. Ich bin skeptisch, ob sich Bezahlangebote im Netz durchsetzen können, die nicht über exklusive Inhalte verfügen. Erfahrungsgemäß sind Verbraucher nur bei derartigen Angeboten zahlungswillig. Im Übrigen halte ich es für falsch, die sogenannte Gratismentalität zu kritisieren. Auf kostenfreie Angebote zuzugreifen, ist für wirtschaftlich denkende Menschen ein Gebot der Vernunft. Wenn es Freibier in ordentlicher Qualität gibt, wundert sich auch niemand, dass der Bierverkauf gegen Null tendiert. Das neue Leistungsschutzrecht wird wohl kaum zur Finanzierung der Qualitätspresse beitragen. Google News hatte bislang keine erkennbare Mühe, die deutschen Verlage abzublocken. Warum gibt es nicht längst ein gemeinsames Portal unserer Tageszeitungen, das ähnlich wie Google News dafür sorgt, Leser auf die einzelnen Websites weiterzuleiten?

Trotz aller Globalisierung fühlen die meisten Menschen sich weiterhin in ihrer Heimatstadt oder einer Region fest verwurzelt. Was bedeutet dies für die künftige Medienentwicklung?

Fischer: Lokale und regionale Berichterstattung ist und bleibt wichtig. Deshalb sind Qualitätsmedien auf dieser Ebene unverzichtbar. Kostenpflichtige lokale Angebote im Netz werden bei kluger Preispolitik hoffentlich eine gute Akzeptanz finden. (jk)