Das Jahrzehnt der Daten: Alex "Sandy" Pentland über Big Data

Taxi finden, Freunde finden: Wie Big Data den Alltag vereinfacht, erklärte MIT-Professor Alex "Sandy" Pentland auf der Campus Party in London. Die große Revolution der großen Daten steht uns aber noch bevor.

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Die Vorzüge und Potenziale von Big Data erläuterte Alex "Sandy" Pentland in seiner Keynote auf der von Telefónica gesponserten Campus Party in London. Mit Big Data wittert Pentland eine Revolution, die größer sein wird als das Internet. "Dies ist das Jahrzehnt der Daten", prognostiziert Pentland, der als Professor am MIT lehrt. "Daten bewegen die Welt."

Große Probleme in Bezug auf Privatsphäre und Anonymität sieht er dabei nicht. Würden wir alle völlig anonym leben – wir befänden uns noch in der Steinzeit, sagte Pentland überspitzt. Er betonte gleichzeitig, dass jeder Einzelne Kontrolle über seine persönlichen Daten haben müsse: "You have to opt-in".

"We can do stuff": Alex "Sandy" Pentland auf der Campus Party in London.

(Bild: Daniel Berger)

Big Data vereinfacht auch den Alltag: Ein einfaches Beispiel ist die App CabSense, die New Yorkern hilft, ein Taxi zu kriegen. Dazu werden haufenweise GPS-Daten analysiert, um die Straßenecken mit den meisten Cabs zu finden. Ein weiteres Big-Data-Projekt ist Ginger.io: Es will die Gesundheit seiner Nutzer durch ihr Smartphone überwachen, indem es das individuelle Nutzerverhalten analysiert. Eine nahende Depression ließe sich etwa voraussagen, wenn der Nutzer plötzlich weniger telefoniert oder das Haus nicht mehr verlässt. Das Smartphone fungiert dann als persönliche Warnleuchte; den Psychiater ersetzt es nicht.

Während seiner Keynote betonte Pentland immer wieder, dass Big Data auf persönlichem Level den Vergleich mit anderen Menschen ermögliche – also einen Abgleich von persönlichen Daten mit den Daten der großen Masse. Wie sozial bin ich im Vergleich zu anderen? Wo finde ich gleichgesinnte Menschen? Big Data liefert die Antworten. "Die meisten Menschen wollen einfach normal sein", meint Pentland im Gespräch mit heise online. "Niemand redet darüber oder will es offen zugeben. Doch wir alle, ob jung oder alt, sehnen uns nach sozialer Bestätigung." Big Data lüfte den Schleier der Ungewissheit darüber, was alle anderen tun und wie sie sich verhalten.

Das ist Big Data auf einem sehr persönlichen Level. Traditionell findet die Datenanalyse vor allem Verwendung bei der Früherkennung und Verbreitung von Epidemien, bei der Optimierung von Verkehrswegen – oder bei demografischen Analysen. Forscher sammelten und analysierten in San Francisco anonyme Daten von Taxis. So konnten sie einzelne "tribes" identifizieren, also Gruppen von Menschen, die sich selten oder nie über den Weg laufen. Sie bleiben lieber unter sich: Jazzfreunde treffen sich nicht mit Punkrockern, nicht einmal zufällig auf der Straße. Mit Big Data lassen sich diese Menschen-Cluster visualisieren.

Was Big Data betrifft, stehen wir erst ganz am Anfang, sagte Pentland. Wir befinden uns derzeit in einer "Daten-Wüste", die erst noch bewässert werden müsse. Den überwiegend jungen Zuhörern gab Pentland abschließend den praktischen Tipp: Geht raus und probiert es aus, denn Daten bewegen die Welt. (dbe)