Windpark mit größter Wasserstoffspeicheranlage am Netz

Damit die Energiewende gelingt, soll Wind-Strom künftig gespeichert werden. Die größte Versuchsanlage zum "Aufbewahren" von Windstrom in Wasserstoff hat bei Altentreptow ihren Betrieb aufgenommen, eine für Deutschland wichtige Innovation.

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Von
  • Winfried Wagner
  • dpa

Nördlich von Neubrandenburg ist am Donnerstag ein Windpark mit der bundesweit größten Versuchsanlage zur Energiespeicherung über Wasserstoff in Betrieb genommen worden. Der 140-Megawatt-Windpark steht bei Grapzow (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) und ist über ein neues Umspannwerk des Netzbetreibers 50Hertz an das 380-Kilovolt-Hochspannungsnetz angeschlossen. "Das ist ein wichtiger Schritt, um den Verbraucher künftig zeitunabhängig und verbrauchsgerecht mit Strom versorgen zu können", sagte Veit Steimle vom Bundesbauministerium in Grapzow. Der gesamte Bau von Windpark, Ein-Megawatt-Versuchsanlage, Umspannwerk und eines Windkraftanlagen-Dienstleistungszentrums kostete rund 220 Millionen Euro und entstand in zwei Jahren.

Betreiber der Versuchsanlage RH2-Werder/Kessin/Altentreptow ist die Ingenieurgesellschaft Wind-projekt (Börgerende). Das Speicherprojekt wird vom Bund mit 4,5 Millionen Euro aus dem Nationalen Innovationsprogramm für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie gefördert. Es läuft über drei Jahre. "Wir sind ganz am Anfang und betreten Neuland", erklärte Carlo Schmidt, Wind-projekt-Geschäftsführer.

Bei dem Projekt wird Wasser mit überschüssigem Strom aus dem Windpark in Wasser- und Sauerstoff aufgespalten, wie Projektleiter Marcus Heinicke erklärte. Der Wasserstoff werde in Tanks eingelagert und bei Bedarf in neu entwickelten, reinen Wasserstoffmotoren, die zu einem Blockheizkraftwerk gehören, verbrannt. So entstehe wieder Strom und Wärme. Diese soll ein naher Agrarbetrieb abnehmen, der Strom soll zunächst beim Betrieb des Windparks verwendet werden. Auf diesem Wege würde Wasserstoff ohne Kohlendioxid erzeugt, was bei andere Anlagen bisher nicht der Fall sei, hieß es.

"Wir sind im Wettbewerb mit anderen Ländern", erklärte Steinle. "Wo wir technologisch vorn sind, sichert das Arbeitsplätze in Deutschland." Der Windpark mit 28 Windrädern kann Strom für 125.000 Haushalte liefern. Um ihn in Betrieb zu nehmen baute der Netzbetreiber 50Hertz bei Grapzow ein Umspannwerk, das den Windpark an das 380-Kilovolt-Hochspannungsnetz anschließt. Die Integration der erneuerbaren Energien ins Stromnetz sei die wichtigste Aufgabe, sagte 50Hertz-Geschäftsführer Frank Golletz. Sein Unternehmen werde deshalb in Kürze weitere Hochspannungsleitungen und Umspannwerke im Osten Deutschlands bauen: "Mit den Genehmigungen geht es in Mecklenburg-Vorpommern schneller als anderswo." Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) konnte die Inbetriebnahme nicht wie angekündigt vornehmen, da er wegen Werft-Verhandlungen kurzfristig nach Moskau fuhr. (anw)