Werbenetzwerk Zanox setzt auf Browser-Fingerprinting

Der Werbevermarkter Zanox setzt Browser-Fingerprinting ein, um Browser wiederzuerkennen, wenn Cookies gelöscht, deaktiviert oder per Browser-Einstellung blockiert werden.

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Der Werbevermarkter Zanox setzt auf sogenanntes Browser-Fingerprinting für die Wiedererkennung von Browsern, wenn Cookies gelöscht, deaktiviert oder per Browser-Einstellung blockiert werden. Das Unternehmen setzt das Verfahren schon lange ein, wenn es um direkte Klicks von einer Seite geht, auf der Werbung angezeigt wird, hin zu einer Seite, auf der der Kunde eine Transaktion tätigt, also etwa einen Kauf. Seit vergangener Woche benutzt Zanox Browser-Fingerprinting auch für sogenannte Post View Transaktionen - also auch, wenn der Surfer Tage nach dem Betrachten einer Werbung den Kauf tätigt.

Zanox betreibt sogenanntes Performance Marketing. Werbekunden bewerben ihre Produkte auf den Websites von Zanox-Partnern. Tätigt ein Besucher, der eine Anzeige gesehen hat, einen Kauf, erhält der Betreiber der Website, die die Werbung angezeigt hat, eine Provision. Dass ein solcher Werbevermarkter Browser-Fingerprinting einsetzt, zeigt, dass das Verfahren weit mehr ist, als nur ein theoretischer Ansatz, um Browser über mehrere Surfsitzungen wiederzuerkennen.

Das Browser-Fingerprinting erzeugt aus den Eigenschaften des Browser, der ein in eine Webseite eingebettetes Werbemittel abruft, eine eindeutige Kennung, den Fingerprint. Dabei kommt Zanox zugute, dass sich viele Browser in Bezug auf ihre Eigenschaften unterscheiden – die sie beim Abruf der Werbung dem Werbeserver mitteilen. Dazu können unter anderem der User Agent gehören, installierte Plug-ins, Schriftarten, Bildschirmgrößen, Zeitzonen und mehr. Die genauen Zutaten des Fingerprintings wollte Thomas Bilz, der bei Zanox für das Verfahren zuständig ist, heise online bei einem Gespräch im Rahmen der dmexco nicht nennen. Zu jedem der täglich etwa 600 Millionen Werbeeinblendungen speichert Zanox Fingerprints in einer Datenbank, die es dann bei Transaktioen mit dem des abrufenden Browser vergleicht.

Natürlich hat Browser-Fingerprinting Grenzen, etwa wenn Unternehmen etliche Browser aus einem Image installieren, die dann alle denselben Fingerprint aufweisen. Bei den schnellen Release-Wechseln der Browser ist, erklärt Bilz, "nach ein paar Tagen" der Fingerprint hinfällig: Installiert sich eine neue Browserversion, ändert sich auch der Fingerprint, und ein Kauf lässt sich nicht mehr der Betrachtung eines Werbebanners zuordnen. Daher sieht Zanox Browser-Fingerprinting auch als eine Ergänzung zu anderen Verfahren, etwa Cookies.

Werbevermarkter sind verunsichert, seit Mozilla angekündigt hatte, mit der Version 22 von Firefox Drittanbieter-Cookies blockieren zu wollen. Die Industrie sucht daher nach Möglichkeiten, Surfer auch ohne Cookies nachverfolgen zu können. Erst kürzlich hatte ein nicht namentlich genannter Google-Mitarbeiter Aufsehen erregt, der gegenüber USA Today von einem AdID sprach, das bei Google zukünftig Cookies ersetzen soll - ohne jedoch Details zu dem Verfahren zu nennen. Auf AdID angesprochen sagte Google gegenüber heise online, dass es an mehreren Ersatztechniken arbeite, die sich aber alle noch in sehr frühen Entwicklungsstadien befinden würden. (jo)