Eurathlon: Autonome Navigation wird robuster

Am letzten Wettkampftag des Roboterwettbewerbs Eurathlon stand die Disziplin autonome Navigation auf dem Plan. Das klappte leidlich, führte aber auch zu manchen Irrungen.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Am letzten Wettkampftag des Roboterwettbewerbs Eurathlon stand die autonome Navigation auf dem Programm. In einem Waldgebiet nahe der Schifferer Hütte bei Berchtesgaden war eine etwa sieben Kilometer lange Strecke ausgewählt worden, die die Roboter in maximal 45 Minuten autonom bewältigen sollten. Satellitennavigation war zugelassen, allerdings stellten die Veranstalter neben den Zielpunkten nur für Weggabelungen Wegpunkte zur Verfügung, damit klar war, in welcher Richtung die weitere Strecke verläuft. Wer mehr GPS-Koordinaten brauchte, konnte sie anhand der kurz vor Beginn der Fahrt bekanntgegebenen Daten selbst generieren, während die Zeit bereits lief.

MuCAR-3 macht sich auf den Weg in den Wald. Die orange blinkenden Lichter zeigen an, dass sich das Fahrzeug im autonomen Modus befindet.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Die meisten Teams verließen sich jedoch auf Laserscanner. Während die GPS-Koordinaten die grobe Richtung vorgaben, wurden mithilfe der Scandaten der befahrbare Feldweg sowie eventuelle Hindernisse erkannt. Die Veranstalter hatten jedoch erst auf dem zweiten Teil der dreiteiligen Strecke Gegenstände auf den Weg gelegt. Im dritten und schwierigsten Teil mussten sich die autonomen Fahrzeuge durch einen sehr engen Weg mit vielen Kurven manövrieren. Das zuerst startende Team MuCAR von der Münchner Universität der Bundeswehr schaffte es auf Anhieb bis hierher, gab aber dann nach einigen hundert Metern auf. Da ein Wenden nicht möglich war, legte der Sicherheitsfahrer einfach den Rückwärtsgang ein. Das ging relativ einfach, da das Fahrzeug über eine nach hinten gerichtete Kamera verfügt. Der Fahrer des Begleitfahrzeugs, der sich nur auf seine Rückspiegel stützen konnte, kam dagegen einigermaßen ins Schwitzen, konnte den Transporter aber ebenfalls heil zurückbringen.

MuCAR arbeitet nicht allein mit dem auf dem Dach montierten, rotierenden Laserscanner, sondern auch mit Kameras. Zwei leicht nach außen gerichtete Weitwinkelkameras und eine zentrale Telekamera sollen dabei das menschliche Sehen nachbilden, das den breiten Überblick mit der Fähigkeit kombiniert, auf bestimmte Punkte zu fokussieren. Eine große Herausforderung besteht darin, die Daten der verschiedenen Sensoren zu fusionieren, die zum einen immer mit Fehlern behaftet werden, zum anderen in unterschiedlichen Zeitabständen erhoben werden. Bei widersprüchlichen Informationen muss das System zudem entscheiden, welchen Daten es mehr trauen soll.

Das russische Team NAMT (Nizhny Novgorod Automotive Technical School) musste wegen technischer Probleme den Start zunächst verschieben. Am Ende schaffte es der Roboter dann aber doch ein Stück in den Wald.

Dieses Entscheidungsproblem haben Roboter, die sich im wesentlichen auf einen Sensor verlassen, nicht. Allerdings bedeutet ein Ausfall des Sensors dann auch einen Totalausfall des Systems. Dazu kam es heute bei keinem der fünf teilnehmenden Teams. Alle bewältigten zumindest einen Teil der Strecke, einige mit beachtlichem Tempo. Für die genaue Einschätzung der Leistung muss jedoch auch die Häufigkeit und Länge der manuellen Eingriffe berücksichtigt werden, daher wird die genaue Platzierung der Teilnehmer erst heute abend ermittelt und morgen bei der Preisverleihung bekanntgegeben werden. Allein der Augenschein zeigte aber schon heute, dass die autonome Navigation auch auf unbefestigten Wegen ein gutes Stück robuster und zuverlässiger geworden ist.

Der eigentliche Wettbewerb des diesjährigen Eurathlon ist damit vorbei. Es wird aber am Freitag neben der Preisverleihung noch eine EOD-Vorführung gebe. EOD ist die Abkürzung für „Explosive Ordnance Disposal“ und steht für den Umgang mit Sprengfallen und anderen explosiven Gegenständen. Für gewöhnlich sind die auf diesem Gebiet tätigen Experten darauf bedacht, ihre Tricks und Verfahren nicht in der Öffentlichkeit breit zu treten. Da es sich beim Eurathlon aber um ein mit EU-Mitteln gefördertes Projekt handelt, machen sie morgen eine Ausnahme, bei der sicherlich kein Geheimwissen preisgegeben wird. Dafür aber, so war zu hören, wird es ordentlich knallen und rauchen. Ist ja auch kein schlechter Abschluss. (axk)