Studierendenschaften: Konzept der Regelstudienzeit ist überholt

Nur 53 Prozent der Studenten schaffen ihr Bachelor-Studium in der Regelstudienzeit, in Thüringen beispielsweise sind es nur 50 Prozent. Die Studentenvertretungen plädieren deshalb für eine Überarbeitung der Studienpläne.

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Von
  • dpa

Die Einhaltung der Regelstudienzeit wird nach Meinung der Konferenz Thüringer Studierendenschaften (KTS) für die Mehrzahl der Studenten zu einem hohen Hindernis. Nur die Hälfte der Bachelor-Studenten in Thüringen habe 2012 ihre Ausbildung nach sechs Semestern beendet. Thüringen liege damit unter dem Bundesschnitt von 53 Prozent, erklärte Sprecher Christian Schaft. Mit einem Semester mehr schafften es 75 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch 53 beziehungsweise 79 Prozent. Bei den Studenten mit Masterabschluss schafften 41 Prozent den Abschluss 2012 in der Regelstudienzeit. 2011 war es noch die Hälfte. Schaft bezog sich auf eine Antwort vom Thüringer Bildungsministerium.

Das Hauptproblem an der Überschreitung liegt nach Meinung der Studenten in mangelhaften Lehrplänen, die überarbeitet werden müssten. Die Arbeitsbelastung mit Pflichtveranstaltungen und Praktika sei vielfach zu hoch, um das Pensum in der Regelstudienzeit zu bewältigen. Außerdem müssten viele Studenten ihr Studium parallel mit Jobben finanzieren, sagte Schaft. Während an der Uni Erfurt 76 Prozent der Bachelor-Studenten 2012 das Studium in der Regelstudienzeit abschließen konnten, lag der Großteil der anderen Thüringer Hochschulen bei Werten um die 30 Prozent. Die TU Ilmenau lag mit 7 Prozent abgeschlagenen auf dem letzten Platz.

Die KTS spricht sich deshalb gegen die Regelstudienzeit als "Qualitätsindikator für die vermeintlich optimale Dauer eines Studiums" aus. Für sie ist dieses Konzept der genormten Studiendauer überholt. Es werde weder den Studenten gerecht, noch könnten die Hochschulen die notwendigen Rahmenbedingungen zur Einhaltung der Zeit bieten, kritisierte sie.

Schaft: "Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Regelstudienzeit kein Druckmittel gegen Studierende sein darf und die festgelegten Regelstudienzeiten den Studienanforderungen und -plänen nicht gerecht werden." Die Regelstudienzeit sei ursprünglich als Absicherung für Studierende gedacht gewesen, in welcher Zeit die Hochschulen einen Studienabschluss ermöglichen müssen. In den vergangenen Jahren habe sich die Lesart allerdings geändert: Von vielen Seiten werde Druck ausgeübt.

An der Einhaltung der Regelstudienzeit hänge auch das BAföG, erklärte Arne Nowacki, ebenfalls Sprecher der Konferenz. An der TU Ilmenau schaffe es nur gut die Hälfte der Studenten, mit einem Semester mehr fertig zu werden. Studenten würden so ihren Anspruch auf Förderung verlieren, sofern sie nicht als Härtefall gelten würden. Das zeige auch, wie unsozial Langzeitstudiengebühren seien. "Hier muss dringend eine Anpassung an die realen Gegebenheiten stattfinden", forderte er. Die Zahl der Studenten, die in der Regelstudienzeit abschließen, habe auch Auswirkungen auf die Hochschulen selbst. Sie gelte als Kennzahl für die Mittelvergabe. (jk)