Lavabit-Gründer wollte dem FBI Metadaten gegen Bezahlung liefern

Um die Behörden zufriedenzustellen und die Herausgabe aller Daten zu verhindern, hatte Lavabit-Chef Ladar Levison angeboten, gegen Bezahlung Software zu entwickeln, um ihnen Metadaten zu liefern.

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Von
  • Fabian A. Scherschel

Ladar Levison, Gründer des sicheren E-Mail-Anbieters Lavabit, hatte dem FBI angeboten, Metadaten seiner Kunden gegen Bezahlung auszuliefern. Lavabit war wohl ins Visier der Ermittler geraten, da zu den Kunden der Firma auch Edward Snowden zählte. Um die US-Behörden zufriedenzustellen, hätte er Software entwickeln wollen, welche die Daten sammelt und sporadisch weiterleitet. Zur Finanzierung der Entwicklungskosten und des Materials, hatte Levison insgesamt 3500 US-Dollar von der Regierung verlangt. Die Behörden lehnten das Angebot mit der Begründung ab, sie benötigen Echtzeit-Daten und es wäre nicht klar, ob das von Levison verlangte Geld tatsächlich durch den Arbeitsaufwand gerechtfertigt sei. Schließlich zwangen die Behörden den Lavabit-Betreiber mit einer Strafe von 5000 Dollar pro Tag, die geheimen Schlüssel für die verschlüsselten Daten herauszugeben.

Die Metadaten, die Levison dem FBI zur Verfügung stellen wollte, umfassten unter anderem den Absender, Empfänger und das Datum der E-Mails von Lavabit-Kunden. Laut der britischen Zeitung The Guardian hatte Levison 2000 Dollar für die Entwicklung der Software verlangt, welche die Daten binnen der vom FBI gesetzten 60-Tage-Frist hätte liefern sollen. Weitere 1500 Dollar wollte er für die sporadische Auslieferung weiterer Daten haben. Gegenüber dem Guardian gab Levison an, mit der Weitergabe der Daten in diesem Rahmen "zu einem gewissen Grad" leben zu können. Hauptsächlich wäre er zufrieden gewesen, da die Anweisung von einem Richter unterschrieben worden sei. Er habe mehr Angst vor einem National Security Letter gehabt, da ein solcher Brief nicht vor Gericht angefochten werden kann und meist mit einer Schweigeklausel (einer "gag order") versehen ist. Er habe natürlich auch versucht, die Schließung seiner Firma zu verhindern.

Levison sagte, das FBI habe ihn bei Gesprächen belogen, um an mehr Informationen zu gelangen als vom Gerichtsbefehl abgedeckt waren. Sein Angebot, den Behörden die Metadaten auszuliefern, sei ein Versuch gewesen, die Ermittler zufriedenzustellen und seine Kunden zu schützen. "Ich denke, mit Echtzeit meinten die, dass sie sich in eine Maschine hätten einloggen können, um dann die Parameter zum Datensammeln ohne mein Wissen in Echtzeit anzupassen", sagte der Lavabit-Betreiber gegenüber dem Guardian. Nachdem das FBI ihn später zwang, alle öffentlichen und privaten Schlüssel auszuhändigen, sah er keine andere Möglichkeit mehr, als seine Firma zu schließen. (fab)