Werbung in Wikipedia: Agentur dementiert Werbe-Artikel und Sockenpuppen-Netzwerk

Die wegen bezahlter Wikipedia-Einträge ins Kreuzfeuer geratene Agentur Wiki-PR hat dementiert, gezielt gegen die Regeln der Online-Enzyklopädie verstoßen zu haben. Statements von ehemaligen Kunden und Mitarbeitern zeichnen allerdings ein anderes Bild.

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Von
  • Torsten Kleinz

Die wegen bezahlter Wikipedia-Einträge ins Kreuzfeuer geratene Agentur Wiki-PR hat dementiert, gezielt gegen die Regeln der Online-Enzyklopädie verstoßen zu haben. Statements von ehemaligen Kunden und Mitarbeitern zeichnen allerdings ein anderes Bild.

"Das 'PR' in 'Wiki-PR' ist eine falsche Bezeichnung", erklärte der Agenturchef Jordan French gegenüber der Washington Times. "Wir sind ein Unternehmen, das Artikel recherchiert und umsetzt." Dabei halte sich das Unternehmen durchgängig an die Regeln der Online-Enzyklopädie. French räumt ein, dass seine Angestellte zuweilen die Relevanz-Anforderungen an Wikipedia-Artikel falsch interpretiert haben.

Den Aufbau eines Netzwerkes von Fake-Accounts dementiert er aber. Im Rahmen der Ermittlungen des Sockenpuppen-Netzwerkes seien viele Artikel ins Visier geraten, an denen seine Firma nicht mitgewirkt haben. Inzwischen haben die Wikipedia-Administratoren 322 Accounts als Teil des Netzwerkes identifiziert, weitere 89 sind verdächtig. Sie gelten allerdings nicht mehr als "sock puppets" – also Fake-Acounts eines Nutzers oder einer Firma –. Sie wurden stattdessen zu "meat puppets" umdeklariert – Nutzer, die sich außerhalb der Wikipedia koordinieren, um die Online-Enzyklopädie zu beeinflussen.

Dass Wiki-PR lediglich an qualitativer Mitarbeit interessiert war, steht entgegen der Statements, die Daily Dot und Vice gesammelt haben. Neben dem simplen Schreiben von enzyklopädischen wirkenden Artikeln habe demnach Wiki-PR auch gezielt falsche oder irreführende Quellenbelege eingesetzt, um Artikel aufzuwerten. Klienten seien per Spam-Mails geworben worden.

Inzwischen hat sich auch die Chefin der Wikimedia Foundation eingeschaltet. In einem Statement erklärt Sue Gardner: "Die Wikimedia Foundation nimmt das Thema sehr ernst und verfolgt die Ereignisse genau." Konkrete Schritte stellte Gardner allerdings nicht in Aussicht.

Siehe dazu auch:

(jk)