Eine offene Plattform für das Internet der Dinge

Die US-Firma OpenRemote will die Vernetzung von Geräten im Smart Home oder in städtischen Umgebungen unabhängig von proprietären Datenprotokollen machen, indem sie ihr eigenes System als Vermittler dazwischen setzt.

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Von
  • Rachel Metz

Die US-Firma OpenRemote will die Vernetzung von Geräten im Smart Home oder in städtischen Umgebungen unabhängig von proprietären Datenprotokollen machen, indem sie ihr eigenes System als Vermittler dazwischen setzt.

„Smarte“ Geräte gibt es heute zuhauf: Thermostaten, Türschlösser oder Fenster sollen dank eingebauter Elektronik effizienter arbeiten, den Energieverbrauch senken, die Umwelt schonen. Wer sich darauf einlässt, wird aber feststellen, dass diese Geräte nicht selten mit eigener App daherkommen. Von echter Vernetzung in einem "Internet der Dinge" kann da noch keine Rede sein.

Bei Elier Ramirez hingegen schon. Er steuert Lampen, Deckenventilator, Hifi-Anlage und Fernseher mit einer einzigen iPad-App. Ein virtueller Knopfdruck genügt, und alle unwichtigen Stromverbraucher werden abgeschaltet, wenn er das Haus verlässt. Mehr noch, Ramirez hat die App mit seinem Mobiltelefon gekoppelt, so dass das Steuersystem feststellt, ob er wieder zuhause ist. Falls ja, gehen die Lichter selbständig wieder an.

Die Software hinter diesem Smart-Home-Konzept kommt von der US-Firma OpenRemote aus Atlanta. Die Open-Source-Plattform bindet nicht nur Geräte und Protokolle verschiedenster Hersteller zusammen. Sie ermöglicht auch, bestimmte Vorgänge zu automatisieren. Wenn etwa die Zimmertemperatur über 24 Grad steigt, wird die ins System eingebundene Jalousie heruntergelassen.

Entwickelt wurde die OpenRemote-Plattform von Marc Fleury, der zuvor den Java-Anwendungsserver Jboss geschaffen hatte, und von Juha Lindfors. Die Software unterstützt verschiedene Datenprotokolle für Smart-Home-Anwendungen und ist für Verbraucher kostenlos.

Das Unternehmen wolle eine Plattform etablieren, die sämtliche Hersteller nutzen können und die leichter zu bedienen sei, sagt Pierre Kil, der vom niederländischen Eindhoven aus die Abteilung Business Development von OpenRemote leitet.

Als Fleury und Lindfors 2008 ihr Geschäft starteten, hatten die Smartphones ihren Siegeszug noch nicht angetreten. IPhones und Android-Geräte entzückten vor allem die Vorhut der Technikbegeisterten, und das iPad war noch gar nicht auf dem Markt. Die Steuerung von Smart-Home-Geräten war noch teuer, viele von ihnen waren proprietäre Hardware, deren Installation einige Zeit in Anspruch nahm.

Das hat sich geändert: Systeme wie Twine oder WeMo Home Automation kosten nicht mehr viel und können auch „unintelligente“ Apparate ans Netz bringen. Die Zahl der Internet-fähigen Geräte nimmt allmählich zu. Ein Thermostat wie der Nest erfordert heute kein besonderes Geschick mehr in Installation und Gebrauch. Nur ist da leider ein Wildwuchs an Datenprotokollen, mit dem diese Geräte ans Internet der Dinge angebunden werden.

OpenRemote will das ändern und versteht sich selbst als Mittler im Markt, nicht als Hersteller für Endverbraucher. Dennoch hat sich eine Community gebildet, die die OpenRemote-Plattform zuhause einsetzt – IT-Berater Elier Ramirez nutzt sie bereits seit zwei Jahren. Die Software entdeckte er, als er nach einer Smart-Home-Steuer-App für sein iPad suchte.

Er entschied sich für sie, weil sie sich gut an die eigenen Anforderungen anpassen ließ und sogar interaktive Bilder von den Zimmern seines Hauses ermöglichte. „Natürlich dauerte es ein wenig, sie zu testen und zum Laufen zu bringen, aber danach funktionierte sie einfach gut“, sagt Ramirez. „Und wenn sie erst mal läuft, ist es einfach, neue Dinge hinzuzufügen.“

Er bleibe bei OpenRemote, obwohl sich das Angebot an Technologien erweitert habe, weil die Firma kontinuierlich die Unterstützung für neue Datenprotokolle hinzufüge. Für Laien sollte die Plattform aber am Anfang doch noch einfacher einzurichten sein, wünscht sich Ramirez. Es gibt zwar Tutorials im Netz, aber der Durchschnittsanwender dürfte sich mit dem Set-up noch schwer tun, auch weil er einen eigenen Server für die Plattform braucht.

Die Software kann man sich auf der Community-Webseite von OpenRemote herunterladen und dann über den Web-basierten OpenRemote Designer konfigurieren. Dabei fügt man Geräte im Smart Home hinzu und wählt das Design der Bedienoberfläche aus. Ist das Setup fertig, kann das vernetzte Heim vom PC, Smartphone oder Tablet-Rechner gesteuert werden.

Das Geschäftsmodell von OpenRemote setzt auf die Lizenzierung der Software an Gerätehersteller. Eine Integration verschiedener Produkte sei in der Entwicklung, sagt Pierre Kil. Geld verdienen wollen er und seine Kollegen auch mit Kommunen, die ihre urbane Vernetzung vorantreiben wollen. In Eindhoven hat OpenRemote im vergangenen Jahr bereits eine Testinstallation vorgenommen. Dazu gehörte von städtischer Seite die Erfassung von Bürgern mittels Kameras oder in sozialen Netzwerken, die Bürger wiederum konnten über eine App bewerten, wie die Atmosphäre in der Stadt war. Derzeit arbeite OpenRemote an einem größeren Projekt in Eindhoven, sagt Kil. „Wenn Sie sich vier Wände um die Stadt denken, ist sie auch nur ein großes Zimmer, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ (nbo)