Zwei Forscherteams konnten menschliche Körperzellen in Stammzellen umprogrammieren

Die Ergebnisse versprechen durch die nun bestehende Möglichkeit der einfachen Umgehung bisheriger Beschränkungen weitaus schnellere Fortschritte für die medizinische Nutzung

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Der Stammzellenforscher Shinya Yamanaka gab heute bekannt, es sei ihm und seinen Kollegen an der Universität von Kyoto gelungen, die Zellen erwachsener Menschen so "umzuprogrammieren", dass sie das Potential embryonaler Stammzellen aufweisen. In Aufsätzen für die Zeitschriften Cell und Nature hatte Yamanaka bereits die vier genetischen Faktoren (Oct3/4, Sox2, c-Myc, and Klf4) identifiziert, mit denen einer Zelle das Potential verliehen wird, sich zu eine der 220 anderen Körperzelltypen zu entwickeln. Allerdings ist die Effizienz noch ziemlich niedrig. Aus 50.000 Hautzellen konnten nur 10 induzierte poluripotente Stammzellen (iPS) gewonnen werden. Die Wissenschaftler konnten aber zeigen, dass aus den so erzeugten Stammzellen beispielsweise Neuronen oder Herzzellen gezüchtet werden können.Überdies konnten sie demonstrieren, dass die Gewinnung von pluripotenten Zellen auch aus anderen Körperzellen möglich ist.

Yamanaka hatte bereits 2006 erstmals Hautzellen durch die Einführung von Genen in pluripotente Zellen verwandeln können.Man sei aber noch weit davon entfernt, warnte Yamanka, dass Stammzellen therapeutisch verwendet werden können.

Gleichzeitig erschien in der Online-Ausgabe der Zeitschrift Science die Meldung, dass auch ein Team an der University of Wisconsin menschliche Hautzellen durch die Einführung von vier Genen in pluripotente Zellen umwandeln konnte, die nicht von Stammzellen zu unterscheiden sind. Die Wissenschaftler verwendeten allerdings neben Oct4 und Sox2 zwei andere Gene als Yamanaka (siehe dazu: US-Wissenschaftler programmieren menschliche Haut- in Stammzellen um).

Damit wird Stammzellenforschung auch in Ländern wie Deutschland wieder besser möglich, wo die Politik die Arbeit mit aus Embryonen gewonnenen Stammzellen bisher stark einschränkte. Erst vor ein paar Tagen hatte Ian Wilmut, einer der Väter des ersten Klonschafs Dolly, angekündigt, nicht mehr mit Stammzellen aus geklonten menschlichen Embryonen forschen zu wollen, das das Umprogrammieren von Körperzellen nicht nur die ethischen Probleme vermeidet, sondern auch insgesamt erfolgreicher sei.