Noch immer Blockaden in Gorleben

Tausende demonstrieren weiter gegen die Atommülltransporte ins niedersächsische Zwischenlager

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Im wendländischen Dannenberg werden zur Stunde noch immer die Atommüllbehälter auf Tieflader umgeladen. (Siehe auch Blockade ist geräumt, Castor rollt wieder.) Die letzten Kilometer bis zum Zwischenlager gegenüber dem als Endlager vorgesehenen Schacht in Gorleben muss der Transport auf der Straße zurücklegen. Doch auch das wird nicht einfach werden, denn immer noch versuchen Tausende den Weg zu blockieren.

Bereits seit Sonntag harrt vor dem Zwischenlager eine Sitzblockade aus, die von der Kampagne X-tausendmal quer organisiert wird. Laut Castor-Ticker beteiligten sich um 17 Uhr 2400 Menschen. An den beiden möglichen Routen vom Verladekran zum Zwischenlager gab es heute Nachmittag verschiedene Mahnwachen. Außerdem ist an einigen Stellen noch immer die Durchfahrt durch Traktoren verstellt.

Die Gewerkschaft der Bundespolizei hat sich bitterlich über die Arbeitsbedingungen im Wendland beklagt. Die Grenze der Belastung sei für die Beamten deutlich überschritten, viele müssten schon am kommenden Wochenende zu den nächsten Einsätzen. Zudem kritisierte der stellvertretende GDP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut: "Wir haben seit Jahren kritisiert, dass auf dem Rücken der Polizei politische Entscheidungen und Fehler ausgetragen werden. Ob in Stuttgart oder heute im Wendland, meine Kolleginnen und Kollegen kommen wegen politischer Fehlentscheidungen nicht mehr aus ihren Einsatzanzügen,"

Unterdessen zieht die Kampagne Castor?Schottern! eine positive Bilanz ihrer Aktionen, an denen sich mehrere Tausend Personen beteiligten. Unterschiedliche Quellen sprechen von 3.000 bis 5.000 Personen, die am Sonntag an verschiedenen Stellen auf den letzten Gleiskilometern vor dem Verladekran versuchten, mit bloßen Händen den Bahndamm zu untergraben.

Das Konzept sei aufgegangen, man habe an einigen Stellen tatsächlich Teile des Gleisbetts entfernen können, und die Stimmung sei daher gut. Trotz zahlreicher Verletzter. Von denen habe es rund Tausend gegeben, darunter zwei Schwerverletzte, so die Zählung der Organisatoren: Mindestens 950 Augenverletzungen durch Pfefferspray, 29 Platzwunden am Kopf, drei Gehirnerschütterungen und 16 Fingerbrüche, was auf den exzessiven Einsatz von Schlagstöcken schließen lässt.

Ein -Demonstrationen-eskalieren: ZDF-Beitrag zeigt, wie sich selbst ein Rettungssanitäter in der offensichtlich entsprechend aufgeheizten Stimmung unter den Beamten an der Prügelei gegen Demonstranten beteiligt, von denen kein Zeichen aktiver Gegenwehr zu sehen ist. "Die Polizeistrategie", so die Castor-Schotterer am Montag in einer Pressemitteilung, "setzte gezielt auf Verletzungen, nicht auf Ingewahrsamnahmen."