Vom Ende der Unendlichkeit

Neben der Spur

Das Internet suggeriert eine grenzenlose Ausdehnung. Das stimmt schon irgendwie. Wenn deren Architekten das auch vorgesehen haben

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Am Anfang stand die Zahl Vier. Mehr als vier Server hatten die ersten Installationen für das DARPA NET nicht vorgesehen. Schliesslich hatte niemand eine Idee, dass das neue Computernetz irgendwann einmal ein World Wide Web mit eher unmilitärischen Inhalten weltweit verbinden sollte. "Nackt" ist so militärisch wie "friedlich".

Und dann begann Mitte der 90er der Internetboom seine Wirkung zu entfalten. Die Adressen für die ursprünglich TECH: 18.000 Websites im August 1995 waren bequem mit dem System der IP-Adressen unterzubringen, auf dem das Wiederfinden von Servern basiert.

Seitdem gibt es warnende Stimmen, dass diese IP-Adressen irgendwann nicht mehr ausreichen könnten, denn bei der Architektur wurden zwar 4.3 Milliarden davon vorgesehen, aber durch die bedingte Hierarchie dieser Adressen gehen sie für manche Bereiche weltweit dem Ende zu. Und sogar die Bild-Zeitung hat sich des Themas angenommen. Der neue Standard IPv6 würde die Zahl der verfügbaren Adressen um einiges erhöhen. Sie lautet zum Beispiel nun:

128.91.45.157.220.40.0.0.0.0.252.87.212.200.31.255

Man hat eine vage Idee, dass damit mehr IP-Adressen auf einen Kopf passen würden, als er Haare hätte. Und das nicht nur bei leicht schütter angelegten IT-Leitern, die ihre Prachtbedeckung beim Kriechen unter Servern verschmorkelt haben.

Der neue Standard, der von modernen Betriebssystemen, leider noch nicht von Apple, schon unterstützt wird, könnte bald zum Einsatz kommen, da nun auch in Asien die Adressen zur Neige gehen. Mit dieser Erweiterung sollte hier erst einmal wieder gefühlte Unendlichkeit einkehren. Jedenfalls so lange, bis beim Aufschalten des einen Servers zu viel das Stromnetz der Welt Danke auch sagt und sich mit einem depressiven Kurzschluss für immer verabschiedet. Merke: Unendlich gibt es nicht, nicht einmal im Märchen. Warum soll das Internet da eine Ausnahme machen.