Peak-Oil ist abgesagt

Weltenergierat verlegt zum 40. Jahrestag der Ölkrise den Zeitpunkt, ab dem die Ölreserven schrumpfen, in eine ferne Zukunft

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Der Weltenergierat (World Energy Council, WEC) ist ein Netzwerk der Energiewirtschaft, Regierungen, Forschungs- und Umweltorganisationen. Im südkoreanischen Taegu fand gerade sein 22. Weltenergiekongress statt, auf dem WEC-Generalsekretär Christoph Frei verkündete dass "Peak Oil, also der Punkt, ab dem die weltweiten Ölreserven beginnen zu schrumpfen, sich ganz weit in die ferne Zukunft verlegt" habe. Die heute bekannten Erdölreserven seien um rund 25 Prozent größer als 1993 und die Ölproduktion habe um 20 Prozent zugelegt.

Vor allem Öl und Gas werden, nach Einschätzung des WEC, auch in den nächsten Jahren die Wirtschaft mit Energie versorgen. Überhaupt sei die Fülle der Energieressourcen heute weltweit größer als je zuvor. Die Erneuerbaren hätten zwar eine größere Bedeutung, ihre Entwicklung sei aber "bedeutend langsamer vorangeschritten als noch vor 20 Jahren erwartet". Und das wird sich nach Einschätzung des Weltenergierats auch in Zukunft nicht ändern. Denn die Erneuerbaren seien nur begrenzt ausbaufähig, insbesondere das Potenzial für die Große Wasserkraft in Afrika, Asien und Lateinamerika stoße auf lokalen Widerstand.

Mit dieser Fixierung auf Großtechnologien entlarvt sich der WEC als Vertreter einer alten zentralisierten Energieversorgung, die in vielen Ländern mit nicht vorhandenen Netzen sowieso keinen Sinn machen würde. Dort sind angepasste Inselsysteme auf Basis von Wind-, Solar-, Bio- und Wasserkraft im Vorteil. Auch beim Thema Subventionen stößt der WEC ins gewohnte Horn. Sprecher Alessandro Clerici behauptete, dass das Wachstum der Erneuerbaren, insbesondere von Wind und Sonne, vor allem von der großzügigen Unterstützung der Regierungen, besonders in der EU, abhängig sei.

Und das, während doch gleichzeitig bekannt geworden war, dass das EU-Energiekommissariat seinen Subventionsbericht erst entsprechend manipulieren musste, um die höheren Subvention für konventionelle Energien zu verheimlichen. Laut WEC würden die alternativen Energien auch nicht genug zulegen, um den Rückgang bei der Atomenergie auszugleichen. Das allerdings widerspricht der eigenen Aussage, das Angebot an Energieträgern sei heute größer denn je. Könnten da die AKWs nicht schneller abgeschaltet werden?!

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Bericht von Greenpeace zum 40. Jahrestag der "Ölkrise". Also den Wochen, nachdem die arabischen Erdölexporteure am 17. Oktober 1973 dem Westen den Ölhahn zudrehten. Zum ersten Mal wurde die Abhängigkeit vom Öl deutlich, das bis dahin scheinbar unbegrenzt und billig sprudelte. Die bundesdeutsche Politik reagierte damals nicht nur mit Fahrverboten, Tempolimits und dem Beginn der Energiesparprogramme, sondern beschloss noch im selben Jahr den Bau von 40 Atomkraftwerken.

Eine Altlast, die erst jetzt mit dem Atomausstieg wieder Platz in den Netzen schafft und neue regenerative Lösungen zulässt. Auch die Rolle des Öls als Hauptenergiequelle hat sich relativiert. Lieferte es zur Zeit der Ölkrise noch mehr als die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs, ist es heute noch knapp ein Drittel.