Die Aufrüstung der syrischen Milizen

In Jordanien sollen westliche Militärs unter Führung der USA säkular orientierte Rebellen als Sicherheitstruppen ausbilden

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Amerikaner, Briten und Franzosen bilden nach Informationen des Guardian syrische Rebellen-Einheiten in Jordanien aus. Laut Zeitung, die sich wie für solche Berichte typisch, auf weiter nicht präzisierte "informierte Quellen" beruft, besteht die Absicht darin, "säkulare Elemente" in der militanten Opposition zu stärken. Noch sollen die Milizen in Jordanien bleiben und noch nicht in Syrien eingesetzt werden. Als strategisches Ziel wird erwogen, mithilfe dieser Truppen später eine Art Schutzzone in der Grenzzone zwischen Syrien und Jordanien zu errichten und sie in einem weiteren Schritt nach dem Sturz der syrischen Regierungen als Ordnungstruppen einzusetzen.

Offizielle Angaben dazu sind zurückhaltend. Das britische Verteidigungsministerium bestreitet, dass britische Soldaten Rebellen ausbilden. Andrerseits wird nicht bestritten, dass es eine "kleine Zahl" britischer Militärs in Jordanien gibt, darunter auch Spezialeinsatzkräfte. Auch die USA sind seit einiger Zeit dort. Die CIA operiert in Jordanien und hat auch dort Spezialeinheiten zur Verfügung, um, wie es heißt, im Falle eines Einsatzes von Chemiewaffen in Syrien schnell eingreifen zu können.

Man versucht die Tätigkeit der Ausbilder und die Bereitstellung von Spezialtruppen herunterzuspielen. Die im Zeitungsbericht angedeutete Intensivierung der Aktivitäten in Jordanien passt jedoch gut zu Ankündigungen einer verstärkten Unterstützung der Gegner Baschar al Assads durch westliche und arabische Länder; der neue Außenminister der USA, John Kerry, hatte einen solchen Kurswechsel erklärt. Seither, so der Eindruck, wird an Strukturen gearbeitet, die den Machtwechsel in Syrien beschleunigen sollen und zugleich irgendwie das Risiko minimieren, dass islamistische Milizen zu stark werden. Es ist kein Zufall, dass britische Offizielle auf einen Passus im neu formulierten EU-Embargo gegen Syrien verweisen, der solche Ausbildungstätigkeiten wie in Jordanien zulassen würde. Das neue Embargo fiel genau in die Zeit, als sich Großbritannien und Frankreich für eine deutlichere Unterstützung der Regierungsgegner aussprachen.

Die USA und ihre Verbündeten setzen darauf, in Jordanien einen Gegenpol zur türkischen-syrischen Grenze zu schaffen, Die gilt als Schleuse, wo Waffen und andere Unterstützung vor allem an islamistische, dschihadistische Milizen gelangen. Besonders die USA setzen einige Hoffung auf den Gegenpol Jordanien. Doch verblüfft Kerrys Einschätzung, man könne die syrische Opposition soweit kontrollieren, dass Hilfe nur an moderate, säkulare Kräfte gelangt.

Dem widersprechen jetzt schon Dschihadisten, die in Besitz von modernen Flugabwehrraketen gelangt sind, obwohl dies nicht vorgesehen war - und auch eine Konfliktdynamik, die wohl schwer zu kontrollieren sein wird: die Ausdehnung der Milizenkämpfe auf Nachbarländer, wie den Irak, und die Vermehrung der Milizen, wie dies etwa in einem Bericht der Oxford Research Group nachzulesen ist.

Dort wird darauf aufmerksam gemacht, dass im Falle eines angeblich absehbaren Sturzes der Regierung auch mit einem verstärkten, von Iran und der Hisbullah unterstützten, Aufgebot an schiitischen Milizen - "Jaish" zu rechnen ist.

"In the short term, the Jaysh militias may prevent that regime collapsing, but in the longer term they are likely to have three intended functions."

Der Konflikt in Syrien nähert sich Zuständen, wie es sie im letzten Jahrzehnt im Irak gab. Dort erfuhren auch viele der jetzt beteiligten religiös eifernden Kämpfer ihre Ausbildung.