Männer als Hauptverlierer der Wirtschaftskrise

Das französische Zentrum für strategische Analysen konstatiert, dass drei Viertel aller Arbeitsplätze, die europaweit der Krise zum Opfer fielen, von Männern besetzt waren

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Es sind vor allem Männer, die während der Krisenjahre von 2008 bis 2011 ihren Arbeitsplatz verloren haben - drei Viertel aller Arbeitsplätze, die in diesem Zeitraum europaweit wegrationalisiert wurden, hatten Männer inne. Dies führte dazu, dass die Arbeitslosenquote der Männer zum ersten Mal diejenige der Frauen übertraf, so das Ergebnis einer Analyse des französischen Centre d’analyse stratégique( CAS).

Das Institut, das dem Premierminister unterstellt ist, schließt aus den Zahlen, die es untersucht hat, dass die Krise, die 2008 begonnen hat, sogar eine „schützende Wirkung“ auf die Beschäftigungsituation der Frauen hatte. Die Erklärung dafür sei offensichtlich. Weil die Krise besonders die Sektoren am härtesten getroffen hat, nämlich Industrie und Baugewerbe, wo überwiegend Männer arbeiten. Währenddessen blieb das Dienstleistungsgewerbe, wo die meisten Frauen Beschäftigung finden, von größeren Entlassungen weitgehend verschont.

Die Zeitung Libération ergänzt dies mit Ergebnissen des Wirtschaftsprofessors Laurent Davezies, Autor des Buches “Die kommende Krise“. Nach dessen Recherchen waren in Frankreich im Zeitraum von 2007 bis 2009 92 Prozent der abgeschafften Arbeitsplätze von Männern belegt. Auch er konstatiert:

"Die Sektoren, in denen Männer beschäftigt waren, litten am meisten in den vergangenen Jahrzehnten: Industriearbeiter, Bauern und Handwerker. Dagegen sind Frauen in den Berufsbranchen in der Mehrheit, die diese Verluste kompensieren, hauptsächlich der Dienstleistungssektor."

Die Entwicklung dürfte sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen, zumal Frauen immer besser ausgebildet sind. Aus Sicht der Unternehmen, so wird in der Analyse angedeutet, ist das keine schlechte Entwicklung, denn nach wie vor werden Frauen im Vergleich schlechter bezahlt. Als einen Ausweg empfiehlt das CAS die Nowendigkeit, bestimmte Dienstleistungs-Branchen, die bislang eher Frauen vorbehalten waren - "métiers de services à la personne" - zu "maskulinisieren", also mehr und mehr Männern zugänglich zu machen.